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Die Stunde der PLO

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Der Chef der „Palästinensischen Öefreiungs-Organisation“ (PLO), „Yern'unftregelung de Palä-stinarKanfiiktes, dem ägyptisch-isjwßiisch die Truppenentflechtung auf der Sfoai-Halbiftfcel Änd a arabir sehen Defätisten und Kapitulanten den „erbarmungslosen. Krieg“ erklärt. Im Nahen Osten war eine Radikalisierung der Guerillaszene als Felge einer militärischen und politischen Entspannung an den Fronten des Oktoberkrieges von 1973 seit längerem für unvermeidlich gehalten worden. Jetzt befürchtet man allerdings eine weitere blutige Phase des Freischärlerterrors nicht nur gegen Israel, sondern auch gegen verständigungsbereite arabische Staaten und Politiker.

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Der Chef der „Palästinensischen Öefreiungs-Organisation“ (PLO), „Yern'unftregelung de Palä-stinarKanfiiktes, dem ägyptisch-isjwßiisch die Truppenentflechtung auf der Sfoai-Halbiftfcel Änd a arabir sehen Defätisten und Kapitulanten den „erbarmungslosen. Krieg“ erklärt. Im Nahen Osten war eine Radikalisierung der Guerillaszene als Felge einer militärischen und politischen Entspannung an den Fronten des Oktoberkrieges von 1973 seit längerem für unvermeidlich gehalten worden. Jetzt befürchtet man allerdings eine weitere blutige Phase des Freischärlerterrors nicht nur gegen Israel, sondern auch gegen verständigungsbereite arabische Staaten und Politiker.

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Die Freischärler dürften schon deshalb wieder ihre Zuflucht zum Terror nehmen, weil sie in letzter Zeit einige politische Rückschläge einstecken mußten. Ägypten hatte hinter den Kulissen seinen diplomatischen Einfluß in der Arabischen Liga und bei den afrikanischen Staaten gegen den von der PLO verlangten Ausschluß Israels aus den Vereinten Nationen geltend gemacht. Auch bei der Außeniriinisterkonfe-renz der blockfreien Staaten in Lima war dieses Begehren der neu in diesen Kreis aufgenommenen PLO abschlägig beschieden worden. Nicht nur in den Augen der Radikalisten ist damit die von dein als gemäßigt geltenden PLO-Chef Arafat angesteuerte Ebene gescheitert. Die PLO-Linke mißtraut sogar den damaszener Verhandlungen über ein gemeinsames syrisch-palästinisches Kommando. Im Beiruter PLO-Hauptquar-tier glaubt man Anzeichen dafür erkennen zu können, daß sich das Syrien des Präsidenten Assad früher oder später der ägyptischen Vernunftpolitik anschließen werde und daß er die Palästina-Guerrilleros an die Kette legen wolle.

In den Kommanidazentralen und Ausbildungslagern der radikalen Guerillagruppem herrscht aeit einiger Zeit schwer erklärbarer Hochbetrieb. Kenner der Guerillaszene meinen, die Terroristen bereiteten eine langanhaltende Serie von Terroranschlägen vor. Möglicherweise seien die Ziele nicht nur in Israel und bei den israelischen Einrichtungen im westlichen Ausland zu suchen, sondern man werde sich auch gegen die Araber wenden.

In einem Zeitungsinterview hat Arafat noch einmal nachdrücklich klargestellt, daß es für seine Organisation keine akzeptable Nahostlösung ohne Berücksichtigung des palästinischen Selbstbestnnmungsrechtes geben kann und daß die,.Fedaijjin“ auf ihrem Maximalziel der Zerstörung Israels beharren. Damit gab er offenkundig den politischen Startschuß für eine gnadenlose Terroristenjagd auf die für diese „Kapitulation“ verantwortlichen arabischen Staatsmänner und ihre westlichen „Helfershelfer“. Den CIA-Außenstellen im arabischen Orient und den arabischen Geheimdiensten gingen in den letzten Tagen zahlreiche vertrauliche Hinweise auf geplante Attentatsversuche gegen.USA-Außenminister Kissinger zu, die nach Expertenmeinung durchaus ernstzunehmen sind. Die Gerüchte über «inen anscheinend mit finanzieller Hilfe des Libyschen Militärdiktators Oberst Gaddafi von Palästina-Terroristen geplanten aufsehenerregenden Anschlag gegen die Friedensbemühungen im. Nahen Osten werden seit Tagen in der arabischen. Presse erörtert.

Arabische Geheimdienstler sind denn aucH der Ansicht, daß Kissinger gar nicht das: wahre Ziel der extremistischen Fememörder sei. Nicht nur für die Israelis, sondern auch für die arabische und ägyptische Seite sei es der Pferdefuß der augenblicklichen Verhandlungen, daß sie aufs Engste mit der Person des kairoer Staatschefs Sadat verknüpft seien. Sein Ausscheiden wäre mit Sicherheit gleichbedeutend mit dem Abbruch aller weiteren Friedensbemühungen. Falle er, so könne kein denkbarer Nachfolger die Fortsetzung der Verständigungspolitik wagen. Der in den Hirnen der Extremisten herumspukende „Große Coup“ gelte daher mit Sicherheit dem Leben Sadats. Dafür sei der erst kürzlich in dem Badeort Marsa Matruch mit knapper Not vereitelte Mordanschlag ein Beweis.

Es-Sadat scheint trotz der ihn umgebenden Gefahren unbeirrt an seiner Politik festhalten äsu wollen. Für den gläubigen Moslem wäre auch vorzeitiger Tod „Kismet“ — der Wille Allahs. Der Präsident hat allerdings nicht nur Feinde. Umfragen haben ergeben, daß die ganz überwiegende Mehrheit der ägyptischen Bevölkerung hinter ihm steht. Auch in Saudi-Arabien, Jordanien und teilweise sogar in Syrien wird eingeräumt, daß das Truppenentflechtungsabkommen der Beginn einer Einbahnstraße zum Frieden sei.

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