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Die Supermacht als alleiniger Weltpolizist
Das US-Verteidigungsministerium will mit allen Mitteln „die entwickelten Industrienationen davon abhalten", die militärische „Führungsrolle" der USA in der Neuen Weltordnung „herauszufordern". Das ist die Kernaussage eines geheimen Strategiepapiers des Pentagons, das am Wochenende auszugsweise in der „New York Times" veröffentlicht wurde.
Demnach erklären die USA auch in zukünftigen Konflikten, etwa in Osteuropa, der ehemaligen Sowjetunion, Ostasien oder der Golfregion, ihre alleinige Zuständigkeit. Dazu brauchen die Generäle eine 1,6 Millionen „Basis-Streitmacht" mit einem Militärbudget von 1,2 Billionen Dollar in den nächsten fünf Jahren.
Sollten sich die Pentagonstrategen, ohne von den Politikern im Kongreß zerpflückt zu werden, durchsetzen und alleine „über die Bedrohungen" in der Welt entscheiden wollen, müssen sich die Alliierten der USA in Europa und in Asien freilich fr#gen, welche regionale Rolle sie neben dem Großmachtanspruch der USA überhaupt spielen können. Selbst wenn die USA zum Beispiel versichern, die europäische Integration zu unterstützen, versteht das Pentagon die NATO lediglich als „Instrument zur Einflußnahme und Beteiligung an der europäischen Sicherheit" und will verhindern, daß die Europäer ein „nur-europäisches Sicherheitsübereinkommen" untereinander abschließen.
Sprache und Intention der Strategieübung verraten den Stolz der vermeintlichen Gewinner des Kalten Krieges: Die wohlmeinenden Bemühungen, kollektive Sicherheitsmechanismen im Rahmen der UNO aufzubauen, die auch den Kleinstaaten und Entwicklungsländern eine Mitsprache auf der Weltbühne ermöglichen würden, stellen für das Pentagon auffallenderweise keine vordringliche Option dar und gelten nur so lange, als eine Einigkeit im Sinne der USA erzielt werden könne. Ist das nicht möglich, wollen die USA notfalls auch alleine in einer amerikanischen Frie-densordnung Weltpolizei spielen. Amerika müsse, so die Generäle, alle „Mechanismen" anwenden, als die einzige „dominante" Supermacht „potentiellen Konkurrenten von einer größeren regionalen oder globalen Rolle abzuhalten".
Zumindest für die neue Pentagon-Weltordnung „made in USA" scheint der Begriff von einer gleichwertigen Partnerschaft ein französisches, deutsches, russisches oder japanisches Fremdwort zu sein, der mit „dominanter Führungsrolle" verwechselt wird. Das freilich wird der Rest der Welt so wohl nicht hinnehmen wollen - und die USA ins selbstverschuldete Abseits drängen.
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