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Die WAZ-Krone
Die Zeit hat die Zeitung überholt: bei Redaktionsschluß der FURCHE (45/1987) schien die Beteiligung des deutschen Zeitschriftenkonzerns Heinrich Bauer an der „Neuen Kronen-Zeitung“ noch so gut wie fix. Aber während die FURCHE am Mittwoch in Druck ging, schloß der „Krone“-Hälfteeigentümer Hans Dichand mit seinem Wunschpartner von Anfang an, der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“-(WAZ-)Gruppe, ab.
Dichand hatte - wie die bundesdeutschen Interessenten — bis zuletzt hoch gepokert. Was nicht weiter verwundert, ging es doch um die größte Finanztransaktion, die je im österreichischen Medienwesen stattgefunden hat.
Das Familienunternehmen „WAZ“ erwirbt für 1,6 Milliarden Schilling 45 Prozent an der „Kronen-Zeitung“ mit einer Option auf weitere fünf Prozent der Gesellschaftsanteile. Das bedeutet im Klartext: nach Hans Dichand wird Österreichs größte Tageszeitung zur Hälfte im Besitz von Deutschlands größtem Regional-
zeitungsunternehmen stehen.
Die „WAZ“-Gruppe, die im Ruhrgebiet über eine ähnliche Monopolstellung verfügt wie die „Krone“ auf dem österreichischen Tageszeitungssektor, gehört zwei Familien, denen ein Naheverhältnis zur SPD nachgesagt wird. Die Eigentümer huldigen aber einem „Marktwirtschafts-Sozialismus“ nach Art des früheren deutschen SPD-Bundeskanzlers Helmut Schmidt. So gesehen kommt die Präferenz Dichands für den „WAZ“-Gesell-schafter nicht überraschend.
Spannend wird noch die Steuersache Dichand. Das zuständige Finanzamt wird im nächsten Jahr den wahren Wert der „Kronen-Zeitung“ schätzen müssen. Denn immerhin ist der Betrag, den Dichand seinem „lästigen Gesellschafter“ Kurt Falk über den realen Firmenwert hinaus zahlen mußte, steuerlich voll abschreibbar. Wie aus dem Finanzministerium verlautet, wird sich Dichand dabei auf einschlägige Vorbesprechungen nicht verlassen können.
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