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Die Welt bekommt mehr weiße Haare
Bis zum 6. August tagt derzeit in Wien die noch von Kurt Waldheim initiierte UN-Weltkonferenz über Probleme des Alterns. Weltweit kommt ein ,.Seniorenboom” auf uns zu.
Bis zum 6. August tagt derzeit in Wien die noch von Kurt Waldheim initiierte UN-Weltkonferenz über Probleme des Alterns. Weltweit kommt ein ,.Seniorenboom” auf uns zu.
Im Jahr 1950 gab es weltweit 200 Millionen Menschen, die sechzig Jahre und älter waren. 1970 ist die Zahl auf 307 Millionen gestiegen. Vorausberechnungen für das Jahr 2000 lassen erwarten, daß die Zahl auf nahezu 580 Millionen oder um 90 Prozent steigen wird, wobei die Weltbevölkerung von
3,7 auf 6,7 Milliarden oder um ungefähr 70 Prozent zunehmen wird.
In den Regionen mit stärker entwickelter technischer Zivilisation wird der Bevölkerungszuwachs von 1970 bis 2000 insgesamt 21 Prozent ausmachen, während der Anteil der Sechzigjährigen und Älteren um 54 Prozent ansteigen wird. In den Entwicklungsländern wird bei einem voraussichtlichen Anstieg der Gesamtbevölkerung um 88 Prozent der Zuwachs der Senioren ungefähr 123 Prozent betragen.
Die Veränderung in der Altersstruktur der Weltbevölkerung geht auch daraus hervor, daß im Jahre 1970 etwas mehr als die Hälfte aller Sechzigjährigen und Älteren in den Entwicklungsländern lebten, wogegen im Jahre 2000 zwei Drittel aller älteren
Menschen in diesen L&ndern leben werden.
Die Hauptfaktoren, die zu einem Ansteigen des Anteils der älteren Menschen in der Welt führen, sind eine abnehmende Geburtenziffer und eine steigende Lebenserwartung.
Nach den Vorausberechnungen der Vereinten Nationen wird die Gruppe der Kinder im Vorschulalter (bis vier Jahre) bis zum Jahr 2000 weltweit um 36 Prozent zunehmen, wobei vier Prozent auf die Industriestaaten und 43 Prozent auf die Entwicklungsländer fallen. Der Anstieg für die Gruppe der Schulpflichtigen (fünf bis 14 Jahre) beträgt 46 Prozent in der gesamten Welt, bei einer Abnahme um vier Prozent in den Industriestaaten und einer Zunahme von 60 Prozent in den Entwicklungsländern.
Die Gruppe der arbeitsfähigen Bevölkerung (15 bis 59 Jahre) wird insgesamt um 83 Prozent wachsen, jedoch in den Industriestaaten nur um 24 Prozent, in den Entwicklungsländern hingegen um 110 Prozent.
Diese Entwicklung der Weltbevölkerung wird die Politiker vor schwere Probleme stellen. Ein großes Problem wird sich daraus ergeben, daß abnehmende Geburtenziffer und zunehmende
Lebenserwartung zu einer Hinaufsetzung des Durchschnittsalters der Weltbevölkerung führen werden: In zwanzig Jahren wird es ungefähr doppelt so viele Menschen über sechzig und über achtzig Jahre geben als im Jahre 1970.
Im Jahre 2000 wird die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt 64,4 Jahre für die gesamte Welt betragen, wobei 73,6 Jahre für die Industriestaaten und 63 Jahre für die Entwicklungsländer gelten.
Die Langlebigkeit, ein Phänomen des 20. Jahrhunderts, wirkt sich auch auf die Familienstruktur aus. Während sich noch vor fünfzig Jahren eine Familie aus drei Generationen zusammensetzte, leben heute sehr oft schon vier Generationen nebeneinander — und im Jahre 2000 werden es fünf sein.
Diese Ausdehnung der Familie •um ein bis zwei Generationen führt dazu, daß sich nicht nur die Rolle des alten Menschen innerhalb der Familie ändert, sondern daß auch die Verantwortung der Familienmitglieder gegenüber dem Alternden größer werden muß.
Es wird daher notwendig werden, daß durch sozialpolitische Maßnahmen die Familie darin unterstützt wird, einige ihrer traditionellen Rollen in bezug auf die älteren Familienmitglieder zu reaktivieren.
Diesen für den alternden Menschen günstigen Bestrebungen wirkt entgegen, daß weltweit weiter mit einer zunehmenden Verstädterung und Industrialisierung gerechnet werden muß. Dadurch wird sich die Massenabwanderung der jüngeren und besser ausgebildeten Teile der ländlichen Bevölkerung in größere Städte fortsetzen.
Die Alternden werden auf dem Lande zurückgelassen, wodurch ihre Zahl unverhältnismäßig hoch ansteigt und sie ihrer traditionellen Mittel und der Unterstützung durch jüngere Familienmitglieder beraubt werden. Die ländlichen Gebiete werden* sich zunehmenden Schwierigkeiten gegenübersehen, den sozialen und gesundheitlichen Anforderungen der verbleibenden älteren Bevölkerung zu entsprechen.
Wachstum, Umverteilung und Struktur der Weltbevölkerung sollten mit den sozialen, wirtschaftlichen und umweltbedingten Faktoren harmonieren, um eine Störung des Gleichgewichts in den verschiedenen Stadien der Entwicklung, die von der Menschheit bis zum Jahre 2000 durchlaufen werden, möglichst zu vermeiden.
Der Autor, bekannt als Meteorologe, ist Pressebetreuer des Seniorrnbundes der OVP.
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