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Die Welt des Islam

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Der Islam entstand zwar vor 1.400 Jahren auf der Arabischen Halbinsel, aber die große Mehrheit der heute über 800 Millionen Moslems lebt in Südostasien und in den Staaten des indischen Subkontinents. Indonesien ist mit über 160 Millionen Menschen das bevölkerungsreichste islamische Land in der Region, gefolgt von Bangladesh und Pakistan mit jeweils rund 100 Millionen Menschen. Ebenfalls rund 100 Millionen Einwohner hat das größte islamische Land in Afrika, Nigeria.

1972 gründeten damals 29 Staaten die Organisation der Islamischen Konferenz, deren Mitgliederzahl inzwischen auf 46 angewachsen ist. Auf den jährlichen Außenministerkonferenzen und den alle drei Jahre (zuletzt Anfang 1987 in Kuwait) stattfindenden Gipfeltreffen der Könige und Staats- und Regierungschefs werden Fragen von gemeinsamem Inter-

esse erörtert. Kriege und Konflikte zwischen den Mitgliedsstaaten (zum Beispiel zwischen Iran und Irak oder Libyen und Tschad) gehören ebenso dazu wie Pläne für eine stärkere wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den islamischen Ländern. Basierend auf der Idee der islamischen Weltgemeinschaft (der „Umma“) wurde als Fernziel die Schaffung eines Islamischen Gemeinsamen Marktes propagiert, der von Nordwestafrika über den Nahen und Mittleren Osten bis nach Ost- und Südostasien reichen würde.

Einer solch umfassenden Integration stehen jedoch enorme Probleme aufgrund der großen Heterogenität der Länder entgegen: Unter ihnen finden sich dichtbesiedelte asiatische Länder und bevölkerungsarme Wüsten-und Inselstaaten. Einige Scheichtümer und Sultanate erzielen höchste Pro-Kopf-Einkommen, während viele asiatische und vor allem afrikanische Länder zu den ärmsten der Welt gehören. Manche Staaten der islamischen Welt verfügen über reichliche Bodenschätze, in anderen fehlt sogar das für die Landwirtschaft benötigte Wasser.

Solche Probleme werden durchaus gesehen, und in der praktischen Kooperationspolitik geht man entsprechend pragmatisch vor: Man will mit der Zusammenarbeit zunächst auf sektoraler Ebene und zwischen kleineren Gruppen islamischer Länder beginnen, die sich hinsichtlich der Marktgröße und des erreichten Entwicklungsstandes nicht so dramatisch unterscheiden, um dann später den Kreis der beteiligten Länder auszudehnen. Gedacht ist an eine Zusammenarbeit zum Beispiel bei Infrastrukturprojekten oder der Errichtung neuer Industrien, wobei man „islamische Gemeinschaftsunternehmen“ (Joint ventures) mit Partnern aus mehreren islamischen Ländern besonders fördern will.

Die 1975 von 22 Staaten errichtete Islamische Entwicklungsbank mit Sitz in Jeddah verwendet den größten Teil ihres von inzwischen 44 Mitgliedern eingezahlten Kapitals von knapp zwei Milliarden US-Dollar für die Finanzierung des Außenhandels islamischer Länder.

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