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Die Zeit vergeht — nicht das Land

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Ein erfrischendes Buch.

Peter Kisser glaubt nicht an Untergang: er sieht eine bäuerliche, vorwiegend bäuerliche Kontinuität die Lande, die heute Osterreich bilden, tragen: tragen durch die Stürme, die Verwüstungen der Zeit. Osterreich von „unten” her gesehen: von der Leidenskraft, von der Lebensstärke der Völker, der Sippen, die sich erhielten. „Das kleine schutzlose Land an der Donau überlebt alle seine mächtigen Bedroher.”

Eroberer kommen, gehen, werden aufgesaugt. Peter Kisser sieht sich bestätigt durch die Ausgrabungen der letzten Jahrzehnte. Da wird eine Stadt, 6400 Jahre alt (nach dem Radiocarbontest) bei Falkenstein in Niederösterreich ausgegraben. Da hält sich „die Madonna des kleinen Mannes”, Noreia Epona, bis sie im Schoß der „Muttergottes” aufgehoben wird. Da gibt es Orte, wie Stillfried, die eine zwanzigtausendjährige Besiedlung besitzen.

Kisser kämpft gegen „das mühsam errichtete germanozentri-sche Weltbild”. Die systematische religiöse Diskriminierung der Slawen beginnt mit Bonifatius (ich erinnere: schon im 9. und 10. Jahrhundert können deutsche Mönche Slawen nicht „riechen* — der sehr deutsch-nationale Forscher Hugelmann hat darauf aufmerksam gemacht...)

Peter Kisser versteht seine Arbeit als „Anregung und Herausforderung”. Ja, möge diese Studie dazu beitragen, aus der immer noch beängstigenden Enge heutiger Österreich-Bilder herauszuführen.

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