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Der technische Herstellungsprozeß der Zeitung unterliegt seit geraumer Zeit einem elementaren Wandel. An die Stelle des altehrwürdigen Bleisatzverfahrens tritt die Technik der elektronischen Zeitungsherstellung, die alle Bereiche des Zeitungsverlagswesens erfaßt. Die Einführung neuer elektronischer Produktionssysteme hat wirtschaftliche Ursachen und zielt darauf ab, den Produktionsprozeß der Zeitungen mittel- bis langfristig kostengünstiger und weniger personalintensiv zu gestalten.

Die neuen, rechnergesteuerten Produktionssysteme sind mit erheblichen Folgen für die Organisation des Zeitungsverlages, das äußere Erscheinungsbild der Zeitung, ihre formal-inhaltliche Gestaltung sowie insbesondere für Arbeit, Tätigkeitsmerkmale und Berufsbilder der Journalisten und des graphischen Personals verbunden.

Nach Beseitigung mitunter erheblicher Anwendungsprobleme im Zuge ihrer Einführung wirken sich die neuen Zeitungsproduktionstechniken für die Erhöhung der Aktualität, die Verstärkung der Regionalisierung und Diversifizierung, für die Berücksichtigung spezieller Leser- und Anzeigeninteressen sowie für die Bedachtnahme auf verschiedene Interessensprofile des Abonnenten positiv aus. Nach bisherigen Erfahrungen haben z. B. in den USA — entgegen ursprünglichen Befürchtungen — Zeitungen mit kleinen Auflagen von den neuen Zeitungstechniken profitiert.

Auch die österreichische Tagespresse kämpft mit den weltweit zu beobachtenden Konzentrationsproblemen, die auf wirtschaftliche Ursachen, insbesondere die Abhängigkeit von Anzeigeneinnahmen, zurückzuführen sind. Trotz führender Position am Anteil des Werbeaufkommens und trotz zunehmender Reichweite und Mediennutzung ist ein Rückgang der publizistischen Einheiten bei gleichzeitigem Ansteigen der Auflagen zu beobachten.

Drei Zeitungsriesen (die „Neue Kronen-Zeitung“, der „Kurier“ und die „Kleine Zeitung“) verbuchen für sich 65 Prozent der Gesamtauflage der österreichischen Tagespresse, die zur Jahreswende 1981/82 insgesamt 2,663.120 Exemplare (Druckauflage) täglich betrug.

Die österreichische Tagespresse hat einen Anteil am Gesamt- werbeaufkommen von 35,3 Prozent und deckt ihre Erlöse zu 56 Prozent aus Werbeeinnahmen. Während die drei großen auflagenstarken Tageszeitungen eher die Markenartikelwerbung auf sich konzentrieren, sind die Bundesländerzeitungen in besonderer Weise auf Anzeigen aus der Region sowie aus dem Lokalen angewiesen.

In einer besonders schwierigen wirtschaftlichen Situation befinden sich die Parteiblätter (immerhin acht publizistische Einheiten), die ohne Zuwendungen aus Parteimitteln und Geldern der Bundespresseförderung (die auch die anderen Zeitungen erhalten) wirtschaftlich nicht lebensfähig wären.

Publizistisch haben die Zeitungen auch in Zukunft ihren bedeutenden Platz mit und neben den anderen Medien. Wirtschaftlich befinden sie sich in einem harten Konkurrenzkampf, der für die Zukunft weitere Konzentrationsvorgänge nicht ausschließt.

Als gedrucktes Medium hat die Zeitung den (auch von heimelektronischen Geräten nicht erbringlichen) Vorteil, in allen ihren Inhalten ein stets verfügbarer Informationsspeicher zu sein, der zu selbstgewählter Zeit und an selbstgewähltem Ort sehr individuell genutzt werden kann. Ihre publizistischen Vorteile für Erklärung und Verständnisbildung, ausführliche Hintergrundberichterstattung, Parteinahme, Orientierungshilfe und für das Herstellen von Sinnzusammenhängen sind nicht zu übersehen.

In Erfüllung ihrer komplementären Funktion zu Radio und Fernsehen vermögen die Printmedien ein differenzierteres und realitätsnäheres Bild der Wirklichkeit zu liefern. Die Zeitung in der Welt von morgen wird sich einer individualistischen Informationsnachfrage gegenübersehen, der sie durch „Diversifikation“ und zielgruppenorientierte Produktion eher entsprechen kann als andere Medien.

Die exorbitante Zunahme von PR-Informationen und die organisierte Informationsvermittlung durch Pressestellen wird für die kompetente Nachrecherche in allen Ressorts, vor allem in den Wirtschaftsredaktionen, hoch-qualifizierten Journalismus erfordern.

Wachsende wirtschaftliche Probleme der Industriestaaten (und die damit verbundene Verschärfung des innenpolitischen Klimas) werden die Zeitungen dazu zwingen, die Wirtschaftsberichterstattung weiter auszubauen, die selbst einen wichtigen Faktor für die Autonomie und Leistungsfähigkeit der Presse darstellt.

Der regionale und lokale Raum wird für den publizistischen und ökonomischen Erfolg der Zeitung auch in Zukunft von ausschlaggebender Bedeutung sein. Ausgeweitete Lokalberichterstattung, Freizeitofferte und Dienstleistungen werden zukünftig ebenso wesentlich den Erfolg einer Zeitung mitbestimmen wie die Vielfalt der Meinungen innerhalb eines Mediums (um dem Vorwurf der Einseitigkeit zu entgehen)…

Aus der Zusammenfassung der Studie „Presse im Umbruch, die der bekannte Publizistikwissenschafter für die Schriftenreihe des Salzburger Landespressebüros geschrieben hat.

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