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Die Zukunft als publizistische Herausforderung
In der sich sprunghaft, verändernden elektronischen Medienlandschaft bleibt der schöpferische Mensch das einzige verbindende Glied zwischen den verschiedenen Formen elektronischer Kommunikation. Sei er nun Journalist im engeren Sinn oder das, was wir in der Rundfunkanstalt Programmgestalter nennen. Was kann für diesen Berufsstand getan werden, um ihn auf diese neue und zusätzliche Herausforderung vorzubereiten?
Vorerst ist zu fordern, daß der journalistische Beruf von der derzeitigen Tendenz der Entkriminali-sierung weiter Lebensbereiche nicht
ausgeschlossen bleibt. Es geht nicht an, daß in einer Zeit, wo der Begriff der entschuldbaren Fehlleistung in das Gesetz Eingang gefunden hat, die Tagesarbeit des Journalisten durch neue und gezielte Strafbestimmungen mit einem sonst in keinem Beruf vorhandenen Risiko belastet wird. Auf der anderen Seite sollten die Regeln des Ehrenkodex für die österreichische Presse auf ihre Wirksamkeit hin neu durchdacht und weiterentwickelt werden.
Auch sollte nicht übersehen werden, daß die vielzitierte innere Medienfreiheit nur dann jenen für die journalistische Arbeit unentbehrlichen Spielraum sichert, wenn ihre legistische Weiterentwicklung auf die besonderen Bedürfnisse der Journalisten und Programmgestalter und nicht auf politische Zielvorstellungen irgendwelcher Lobbies Bedacht nimmt.
Während beispielsweise der Entwurffür das neue Parteiprogramm der SPÖ von Mitbestimmungseinrichtungen spricht, in denen nicht nur Journalisten, sondern auch technische Mitarbeiter vertreten sind, fehlt etwa im Rundfunkgesetz 1974 eine Verankerung der Repräsentanten dieser inneren Medienfreiheit (Redakteurssprecher, Redakteursrat) in den Kollegialorga-
nen des Unternehmens. Es gibt keinen Redakteursrat-Vertreter im Kuratorium. Damit aber stellt sich die Frage nach dem Verhältnis zwischen der künftigen Freiheit und Verantwortung des Journalisten in der neuen Medienlandschaft. Sie ist letzten Endes immer auch eine Frage nach den ethischen Voraussetzungen jeglicher Berufsausübung.
, Es bleibt auch dem Journalisten nicht erspart, seine tägliche Arbeit immer wieder an den Grundsätzen zu messen. Ein Berufsstand, der für das Funktionieren unseres öffentlichen Lebens eine so hohe Bedeutung hat wie der journalistische, muß
sich wegen der weitreichenden Wirkung seiner Arbeit auch ihrer Konsequenzen bewußt sein. Eine unrichtige Behauptung in einem Gespräch aufgestellt, ist schlimm genug. Sie ist noch schlimmer, wenn sie einem nach Tausenden oder sogar nach Millionen zählenden Publikum vermittelt wird. Die Wechselbeziehung zwischen dem Bewußtseinsstand einer Bevölkerung und der Qualität ihrer Presse und ihres Rundfunks ist offenkundig. Der Verlust an allgemeinem Interesse, an der Fähigkeit, sich für die Aufgaben des Staates und der Gesellschaft zu engagieren, ist nicht zuletzt auch eine Folge des Zustandes der Massenmedien. Hierin liegt nicht nur die Verantwortung des einzelnen Programmgestalters und Journalisten, sondern steckt auch jene Herausforderung, die anzunehmen jeder von uns eingeladen ist.
Hiebei wird dem Konsumenten und Rezipienten steigende Bedeutung zukommen: Als Freund und Partner an dieser größten koperni-kanischen Auseinandersetzung seit Erfindung der elektronischen Massenmedien und nicht als unmündiger Bürger oder zu überwindender und zu manipulierender Gegner.
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