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Diener der Versöhnung

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Als Alumnus des päpstlichen deutsch-ungarischen Kollegs Germanicum am 25. Oktober 1931 in Rom zum Priester geweiht, wirkte Diözesanbischof Joseph Köstner durch 36 Jahre hindurch als Bischof der Diözese Gurk-Klagenfurt. Nach Annahme seines Rücktrittsersuchens durch den Papst leitet er bis zur Ernennung eines Nachfolgers als Apostolischer Administrator weiterhin die Diözese.

Einer der Höhepunkte im Leben des Bischofs war zweifellos die Kärntner Diözesansynode 1971/72, in der mit überwältigender Mehrheit das Dokument über das „Zu-

sammenleben der Deutschen und Slowenen in der Kirche Kärntens" angenommen wurde.

Dieses Dokument, das die Grundlage für eine Neuordnung des Zusammenlebens der beiden Volksgruppen bildete, beschloß die Diözesansynode zu einer Zeit, in der im politischen Bereich der Nationalitätenkampf in Kärnten im Herbst 1972 mit dem „Kärntner Ortstafelsturm" seinen Höhepunkt erreicht hatte.

Es war dies eine Zeit ideologischer Umstrukturierung der slowenischen Volksgruppe in Kärnten, die ihren Ausdruck in einer stärkeren Profilierung des marxistisch orientierten Teiles der jungen slowenischen Intelligenz fand. Diözesanbischof Köstner stellte sich voll und ganz hinter dieses Dokument der Diözesansynode.

Nur schlagwortartig kann aufgezeigt werden, welche Auswirkungen die Beschlußfassung der Synode im Leben beider Volksgruppen hatte. So konstituierte sich im Rahmen des Kärntner Diözesanrates, der die Arbeiten der Synode fortsetzt, ein Deutschslowenischer Koordinationsausschuß für das Zusammenleben und Zusammenarbeiten der beiden Volksgruppen.

Es gibt heute eine gute und erfolgreiche Zusammenarbeit von Angehörigen beider Volksgruppen im Kärntner Diözesanrat, in allen Gliederungen der Katholischen Aktion, starke Initiativen der Katholischen Jugend.

Der von der Synode als repräsentatives Beratungsgremium für das slowenische Diözesanvolk auf Diözesanebene eingerichtete Slowenische Pastoralausschuß wird in allen für die slowenische Volksgruppe wichtigen Fragen um Stellungnahmen und Vorschläge ersucht.

Allen von der Vertretung der Slowenen in der Kirche Kärntens vorgebrachten Wünschen wurde Rechnung getragen. Dies gilt sowohl für die Fragen der slowenischen Liturgiesprache, der Zulassung des Slowenischen als Amtssprache, aber auch für alle Personalfragen, zu denen auch die Nominierung eines Vertreters der Slowenen beim Bischöflichen Ordinariat zählt.

Auch hinsichtlich der Unterrichtssprache im Religionsunterricht wurden entsprechenä den Beschlüssen der Kärntner Diözesansynode dem Bundesministerium für Unterricht und Kunst Vorschläge unterbreitet.

Die Bemühungen der Kirche fanden aber auch im gesellschaftspolitischen Bereich ihren Ausdruck. Die Mitarbeit von Vertretern der Kirche in der von Bundeskanzler Kreisky einberufenen Studienkommission für Probleme der slowenischen Volksgruppe in Kärnten trägt zur Entspannung in Kärnten bei.

Die zweisprachige Publikationsreihe „Das gemeinsame Kärnten — Skupna Koroška", die Organisation von internationalen Historikerseminaren für Geschichtsprofessoren an höheren und mittleren Schulen beweisen den Stand der Zusammenarbeit der gesellschaftlichen Kräfte im Lande.

In der Kärntner Kulturzeitschrift „Die Brücke" vom Oktober 1981 hat Bundeskanzler Kreisky die Bemühungen der Kirche um ein friedliches Zusammenleben mit folgenden Worten gewürdigt:

„Zimi 200. Jahrestag des Toleranzpatents muß auch daran erinnert werden, daß sich gerade in Kärnten innerhalb der katholischen Kirche aufgeschlossene Persönlichkeiten gefunden haben, denen ein wesentlicher Anteil an der Milderung der Gegensätze und Spannungen zwischen den Menschen in diesem schönen Land zukommt."

Der Wiederaufbau der St. Hermagoras-Bruderschaft, der, bedeutendsten religiös-kulturellen Organisation der Kärntner Slowenen, der Neubau von slowenischen Studentenheimen, in denen vor allem Schüler des Bundesgymnasiums für Slowenen untergebracht sind, der Bau des slowenischen Katholischen Bildungsheimes in Tainach werden mit dem Namen von Diözesanbischof Köstner untrennbar verbunden bleiben.

Er hat — wohlwissend, welche Bedeutung diese Einrichtungen für das religiöse und kulturelle Leben der Volksgruppe haben -Initiativen auf slowenischer Seite konsequent unterstützt, wofür die slowenische Volksgruppe ihm immer dankbar verbunden bleiben wird.

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