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Dienst an der einen Welt

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838 Entwicklungshelfer hat der Österreichische Entwicklungsdienst bisher in die Dritte Welt entsandt. Ihre Aufgabe sei, wie ÖED-Vorsitzender- Ploier sagte, ,,zu assistieren, ohne zu dominieren …“

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838 Entwicklungshelfer hat der Österreichische Entwicklungsdienst bisher in die Dritte Welt entsandt. Ihre Aufgabe sei, wie ÖED-Vorsitzender- Ploier sagte, ,,zu assistieren, ohne zu dominieren …“

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Zwanzig Jahre österreichischer Entwicklungsdienst — das ist ein Grund zur Freude, weil sich 838 Menschen in Verantwortung und Einsatzfreudigkeit bereit gefunden haben, am Aufbau einer menschlicheren Welt mitzuarbeiten; ein Grund zur Freude auch deshalb, weil katholische Organisationen den ÖED gegründet und getragen haben, und weil durch ihre Bildungs- und Informationsarbeit zahlreiche Menschen zur Unterstützung der Entwicklungsförderung . bereit waren; Freude auch darüber, daß die österreichische Bundesregierung das Entwicklungshelferprogramm entscheidend mitfinanziert hat.

Zwanzig Jahre österreichischer Entwicklungsdienst — das ist aber auch ein Anlaß zum Nachdenken, was wir als Menschen und Staaten der reichen Welt an Verantwortung, aber auch an Unterlassungen und Vergehen gegenüber der Dritten Welt haben.

Die Gründung des ÖED vor 20 Jahren durch die Katholische Landjugend Österreichs war getragen von der Idee der Hilfeleistung und hat die Entwicklungshilfe bei uns und in den Einsatzländern zu Ansehen gebracht. Das Entwicklungshelferprogramm hat in Entwicklungsländern wesentliche Beiträge geleistet zur Verbesserung der Lebenssituation: durch Bildungsarbeit in der Landwirtschaft, im Gesundheitsdienst, durch verbesserte Berufsausbildung und Sozialarbeit.

Es hat sich in diesen 20 Jahren aber auch herausgestellt, daß die sogenannte Entwick

lungshilfe bloß ein kleiner, wenn auch wesentlicher Beitrag zur Veränderung der Welt ist. Die Entwicklungsförderung ist heute von der Hoffnung getragen, daß in Zusammenarbeit und Solidarität mit Ländern und Menschen der Dritten Welt zur Selbsthilfe

ermutigt werden kann, um Armut und Unterdrückung zu überwinden.

Klar ist jedoch auch, daß der Ungerechtigkeit und dem Elend in der Welt eine gezielte Entwicklungspolitik entgegengestellt werden muß.

Es wird seitens der reichen Länder nicht nur zu wenig finanzielle Hilfe geleistet, sondern die Hilfeleistung allein ist nicht genug. Die Unterdrük- kung durch autoritäre Regimes in der Dritten Welt, die politischen und wirtschaftlichen Machteinflüsse von außen mit den Folgen der Abhängigkeit und der Armut — bis hin zum Hunger von rund 1 Milliarde Menschen—die schier grenzen

lose Ausbeutung der Güter unserer Welt zugunsten der Industrienationen und zum Elend- der Entwicklungsländer verhindern die wirksame Veränderung der Lebensbedingungen von Milliarden Menschen.

Entwicklungspolitik - wie es die Kath. Kirche Österreichs formuliert — erfordert daher Änderungen bei uns, individuelle und gesellschaftliche Veränderung in unserem eigenen Land und in den Industrieländern zusammen.

Die Uberindustrialisierung, die Ausbeutung von Energie und Rohstoffen, die Umweltzerstörung und die Konsum- orientiertheit, der Rüstungswahnsinn und die einseitigen, weltwirtschaftlichen Bedingungen zuungunsten der Dritten Welt verlangen nach wirksamer Veränderung. Die Herstellung gerechter Entwicklungschancen erfordert daher eine Einschränkung des Verbrauchs bei uns und eine Änderung der Austauschbeziehungen zugunsten der Entwicklungsländer.

Jeder einzelne muß daher zur Umkehr und zu einem neu-

en Lebensstil finden, und un- - sere Gesellschaft, unser Staat und unsere Wirtschaft müssen von der Expansion und von der direkten oder indirekten Übervorteilung und Ausbeutung der Entwicklungsländer abgehen.

Entwicklungspolitisches Handeln erstreckt sich auch auf die Bewußtseinsbildung, damit Weltzusammenhänge klar werden und Veränderung individuell und gesellschaftlich - in einem neuen Bewußtsein — möglich wird. Entwicklungspolitische Bildung ist Bildung zu einer verantwortlichen Lebens- und Gesellschaftsgestaltung.

Entwicklungspolitik heißt auch, die Interessen der Armen, vor allem jener der Dritten Welt, zu vertreten.

Schließlich aber braucht Entwicklungspolitik auch die Entwicklungsförderung - als unmittelbare Mitarbeit bei der Lösung von Problemen der Dritten Welt. Das Entwicklungshelferprogramm ist damit sowohl wirksame Unterstützung für Betroffene als auch Zeichen der Solidarität.

Zwanzig Jahre österreichischer Entwicklungsdienst — das ist erneut Anlaß, im Anspruch des Evangeliums an einer besseren Welt mitzuarbeiten: mit Hilfe engagierter Menschen als Entwicklungshelfer, durch Förderung ausgewählter Projekte, mit der Unterstützung zahlreicher Menschen in Österreich, und im Eintreten für die Interessen und Anliegęn der Dritten Welt. Ziel ist, zu mehr Gerechtigkeit und Freiheit und zum Frieden in der Welt beizutragen.

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