6966698-1985_16_01.jpg
Digital In Arbeit

Dienst in Jeans statt Feldanzug

Werbung
Werbung
Werbung

Am kommenden Montag, beginnt die Eintragungsfrist für das Volksbegehren zur Verlängerung des Zivildienstes: Die Initiatoren — der österreichische Milizverband — sehen in einer Ausdehnung des Zivildienstes um sechs auf vierzehn Monate eine Äquivalenz zum acht Monate dauernden Präsenzdienst.

Der Zivildienst, so die Argumente, sei vergleichsweise bequemer, ungleich lockerer, die Zivildiener seien finanziell bessergestellt, kennen keine Kasernierung und kaum DisziplinierungsmitteL Daher sei es gerechtfertigt, daß der Dienst in Jeans um ein halbes Jahr länger dauere als der Präsenzdienst im Feldanzug.

Verallgemeinerungen sind in jedem Fall auch bequem. Uber die Annehmlichkeit eines Dienstes, bei dem ein bettlägriger Kranker samt Bett regelmäßig nach seiner Notdurft gereinigt werden muß, läßt sich streiten. Da hat ein Präsenzdiener in der Bekleidungskammer das angenehmere Los. Andererseits macht ein Zivildiener, der als Schikursbegleiter für Jugendliche eingesetzt ist, verglichen mit dem Soldaten im Gefechtsdienst Urlaub. So gesehen sind die psychischen wie physischen Belastungen im Präsenz-und im Zivildienst ungleich verteilt. Und Drückeberger gibt es da wie dort.

Trotzdem: Es gibt gute Gründe, das Gesetz nennt sie „Gewissensgründe”, daß sich ein junger Österreicher nicht zum Dienst mit der Waffe entschließen kann. Diese Gewissensgründe sind zu akzeptieren.

Unakzeptabel ist aber, wenn nicht das Gewissen, sondern die Dauer des Zivildienstes den Ausschlag geben. Aber nach Umfragen im Auftrag des Innenministeriums würden etwa 70 Prozent der Zivildiener bei einem längeren Zivildienst — den es rundum in Europa gibt - Gewissen Gewissen sein lassen.

Unakzeptabel ist aber ebenso jede Totalverweigerung, die eine Einbeziehung in die Umfassende Landesverteidigung ablehnt. Die Widerstände gegen den neueingeführten vierwöchigen Grundlehrgang für Zivildiener treffen nationale Interessen, wenn auch Katastrophen- wie Zivilschutz und gewaltfreier Widerstand als unzumutbar betrachtet werden.

Eines kann aber sicher nicht im Interesse des Volksbegehrens und seiner Unterzeichner liegen: daß Zivüdiener gegen Präsenzdiener ausgespielt werden. Vielmehr wäre wünschenswert, daß Regierung und Gesetzgeber diese Initiative vor allem auch als Anstoß empfinden, über Maßnahmen und Reformen nachzudenken, wie die Bedingungen für den jungen Österreicher im Feldanzug weiter verbessert werden könnten — nicht nur beim Taggeld.

Es muß darum gehen, den Wehrdienst selbst attraktiver zu machen. Und dazu genügt es nicht allein, dem Zivildienst seine Attraktivität zu nehmen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung