Nicht das Orchesterkonzert mit Peter Schreier erstmals als Dirigent wurde erwartungsgemäß zum spektakulären Ereignis der ersten Tage der Schubertiade Hohenems, sondern ein schlichter Liederabend. Der Bariton Dietrich Fischer-Dieskau hat die vor zwanzig Jahren ad acta gelegte „Schöne Müle-rin“ von Schubert mit 66 neu aufgelegt und damit ein interpretationsgeschichtliches Exempel gesetzt. Die Meisterschaft seiner Gestaltung machte - mit fast tenoralen Tönen - das Schicksal des unglücklichen Müllersburschen berührend neu erlebbar, ließ auch anfängliche Intonationsübungen vergessen. Großartig als Klavierbegleiter erstmalig Andras Schiff.
Daneben dominierte Jugend. Herausragend der Liederabend der erst 21jährigen Fassbaender-Schülerin Juliane Banse, die durch erstaunliche Reife und dramatische Spitzentöne in Mahlers „Wunderhom“-Liedem aufhorchen ließ. Für den Tenor Uwe Heilmann übernahm die junge Amerikanerin Barbara Bonney - bravourös im Alleingang mit berückend schlichten und schlanken Tönen-den Mozart-Liederabend zur Eröffnung. Oliver Widmer, der junge Schweizer Bariton, sprang im zweiten Heilmann-Abend ein, eine heranreifende Sängerpersönlichkeit mit sehr subtilen Ausdrucksmöglichkeiten. Das Che-rubini-Quartett schließlich, mit Fischer-Dieskaus Sohn Manuel am Cello, machte mit seinem Schubert betroffen: fahl, brüchig und in stetem Zweifel zwischen Dur und Moll.