Auf in die Ökodiktatur!

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Dürfen uns Menschen, die sich für klüger als alle anderen halten – und es vielleicht sogar sind –, wirklich zu unserem Glück zwingen? Ein Gastkommentar von Georg Schildhammer.

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Dürfen uns Menschen, die sich für klüger als alle anderen halten – und es vielleicht sogar sind –, wirklich zu unserem Glück zwingen? Ein Gastkommentar von Georg Schildhammer.

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Bereits Platon war davon überzeugt: Die Lenkung des idealen Staates sollte nicht dem gemeinen Volk überlassen werden. In seinem Dialog „Politeia“ lässt er Sokrates dessen Gesprächspartner Glaukon belehren, dass entweder die Philosophen Könige oder die Könige Philosophen werden müssten, um Staaten, wenn nicht die ganze Menschheit vor Übel zu bewahren. So wurde zwar die Demokratie im antiken Griechenland erfunden, die Idee, dass man sie im Zweifelsfall aber besser doch suspendiert, wenn das Volk die falsche Wahl trifft, stammt ebenfalls von dort. Doch worin genau besteht eigentlich eine „falsche“ Wahl und kann es so etwas in einer Demokratie überhaupt geben?

Das Schicksal der Menschheit steht auf der Kippe, glaubt man den Untergangsprophetinnen und -propheten, die derzeit durch die Lande ziehen. Der Kapitalismus, so ihr Lamento, macht die Reichen reicher, die Armen ärmer und gefährdet das Leben des gesamten Planeten, indem er den Klimawandel ankurbelt. Zwar ist die absolute Armut weltweit seit Jahren rückläufig. Doch in Bezug auf den Klimawandel scheinen sich die Wissenschafter einig zu sein. Die Mehrheit von ihnen schreibt dem Menschen auf Basis seriöser Daten einen gro­ßen Anteil an dessen Verursachung zu. Doch schon die Frage, welche Effekte die mit dem Klimawandel einhergehenden Phänomene haben könnten, lässt sich nicht mehr so leicht beantworten.

Viele Szenarien, schwierige Prognosen

Wird der Anstieg des Meeresspiegels tatsächlich dazu führen, dass Menschen in großer Zahl ihre Lebensgrundlage verlieren und sich ins Binnenland, etwa Richtung Mitteleuro­pa, aufmachen? Wird es zu Verteilungskämpfen kommen um Anbauflächen, Trinkwasser und um Wohngegenden, in denen die Luft kühl und sauber ist? All das könnte aufgrund der prognostizierten geophysikalischen Veränderungen passieren. Muss es aber nicht. Vielleicht ermöglichen Klimawandel und technologischer Fortschritt ja, neue Landstriche urbar zu machen und CO₂ in künstlichen Reservoirs zu speichern. Letztlich hängt die Eintrittswahrscheinlichkeit der verschiedenen Szenarien von zu vielen Faktoren ab, um seriöse Vorhersagen zu tätigen. Das macht es aus ethischer Sicht problematisch, radikale politische Maßnahmen zu fordern und diese mit Gewalt durchzusetzen.

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