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Der Auftrag der Kirche

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„Pacem in Terris“, Teil 5, Beziehungen zwischen Katholiken und Nichtkatholiken auf dem wirtschaftlichen, sozialen und politischen Sektor:

„Die Katholiken... sollen die Meinung der anderen Seite mit echtem Wohlwollen, sachlich und selbstlos prüfen und bereit sein, mit vereinten Kräften zu schaffen, was seiner Natur nach gut oder zum Guten gewendet werden kann. ... Von daher gesehen (der Papst spricht vorher vom Apostolat) ist es ungerecht, bestimmte Bewegungen, die sich mit wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen, mit der geistigen Ausbildung oder der zweckmäßigen Ordnung der Staaten befassen, einfach zu identifizieren mit bestimmten philosophischen Lehrmeinungen über das Wesen, den Ursprung, über Ziel und Zweck der Welt und des Menschen, auch wenn jene Bewegungen von solchen Auffassungen her entstanden und geleitet sind. Während der wissenschaftliche Begriff, wenn er einmal festgelegt ist, nicht mehr geändert werden kann, unterliegen doch diese Bewegungen notwendig den Veränderungen der jeweiligen Situation. Wer könnte übrigens leugnen, daß sich in solchen Bewegungen, soweit sie sich den Gesetzen einer geordneten Vernunft anpassen und die gerechten Forderungen der menschlichen Person berücksichtigen, etwas Gutes und Anerkennenswertes findet?“

In neuester Zeit hat Erzbischof Kardinal Dr. König — 1964, auf einer Tagung der Katholischen Aktion in der Steiermark — gesagt, der Auftrag der Kirche gehe nicht dahin, bestimmte Gesellschaftsformen, noch viel weniger bestimmte Wirtschaftsformen, zu erringen oder zu verteidigen, sondern einzig und allein dahin, die Menschen in dieser Welt vorzubereiten auf ihr Dasein in einer kommenden Welt. Wenn die Kirche ihren Gläubigen keine politischen Weisungen erteilt, dann könnten die Gläubigen auch nicht mehr auf solche Weisungen warten und müßten nach ihrer eigenen Vernunft und nach ihrem eigenen Gewissen entscheiden. Die Kirche könne ihnen diese Entscheidungen nicht abnehmen.

Konservative Katholiken sagen und schreiben oft „wir Katholiken“, stellen dazu in Gegensatz „die Sozialisten“. Damit ignorieren sie die katholischen Sozialisten. Die Arbeitsgemeinschaft Sozialistischer Katholiken (ASK) respektiert dagegen die Meinung der Volkspartei-Katholiken und freiheitlichen Katholiken, die katholischen Grundsätze in einem konservativen beziehungsweise liberalen Programm zu verwirklichen.

Mögen diese Ausführungen dazu beitragen, daß die katholischen Sozialisten in Zukunft von beiden Seiten mehr Verständnis finden! Damit wäre nicht nur ihnen gedient, sondern auch der Sozialistischen Partei Österreichs und der katholischen Kirche; denn die Einheit der Katholiken in der Liebe, ungeachtet ihrer gegensätzlichen politischen Überzeugung, ist ein mächtiges Zeugnis für die Größe und die Universalität unserer Kirche.

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