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Der nächste Paradigmenwechsel
Peter M. Senge ist Verfechter einer ganzheitlichen Sicht des Unternehmertums, die in den USA eine steigende Zahl von Anhängern findet. Zwar produzieren US-Wirtschaftsgurus alle paar Monate eine neue Theorie, mit der Unternehmen unfehlbar zum Milliardenerfolg aufsteigen werden, doch die meisten „werden in der Dynamik der Modezyklen zerrieben,” schreibt Senge in „Die fünfte Disziplin, Kunst und Praxis der lernenden Organisation”.
Senge scheint mit seiner These etwas dauerhafteren Erfolg zu haben, sie hält sich schon gut sechs Jahre. Ihr Grundprinzip besteht in der „Disziplin des Systemdenkens”, das heißt im Erkennen von „Ganzheiten”. Angesichts der Schäden, welche lineares Denken anrichtet, scheint der Erfolg nicht unbegründet. „Überall häufen sich die Beispiele für systemische Zusammenbrüche” meint Senge und zitiert globale Erwärmung, Ozonloch, Drogenhandel und Staatsdefizite. Es geht um einen grundsätzlichen „Wahrnehmungswandel”.
Mit seiner Methode der „lernenden Organisation”, einer Art von komplettem Lehrgang, hat er die in den USA zur Zeit Boden gewinnende Meinung im Visier, die Verantwortung des Unternehmers gehe weit über die Grenzen der eigenen Firma. „Evolutionär betrachtet, ist die gegenwärtige Situation der Menschheit nicht ohne Ironie. Der Mensch ist hervorragend dafür gerüstet, plötzliche Überlebensbedrohungen zu erkennen und zu bewältigen.” Aber „heute gehen die größten Bedrohungen für unser kollektives Überleben von langsamen, graduellen Entwicklungen aus.” Treibhauseffekt und Ozon-loch seien keine plötzlichen, aufwühlenden Ereignisse. Seine Vorschläge zur unternehmerischen Problemlösung enthalten alle gesellschaftlichen Fragen zu denen wir keine befriedigende Antworten finden.
Jeder von uns steht immer wieder vor Problemen, die Systemdenken zur Lösung erfordern. Die „dynamische Komplexität”, bei der Ursache und Wirkung weit auseinanderliegen, wird hier aus der Sicht des oberen Managements behandelt. Mit dem dynamischen Prozeß der „lernenden Organisation” werden Lösungen vorgestellt. Die „Detailkomplexität” behandelt die unzähligen Daten, mit denen der Mensch ständig fertigwerden muß. Unser Unterbewußtsein übernimmt diese Aufgabe, etwa beim Auto fahren. Senges Interpretation des systemischen Denkens besteht im Training des Unterbewußtseins, um schneller mit neuen Details fertigzu-werden. Auch wer kein Generaldirektor ist, kann so etwas brauchen.
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