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Die Besserverdienenden
Wenig Resonanz findet die FDP - seit Jahren Zünglein an der Waage - in den neuen Bundesländern.
Wenig Resonanz findet die FDP - seit Jahren Zünglein an der Waage - in den neuen Bundesländern.
Eine Partei, die sich seit ihrem Rostocker Parteitag im Mai 1994 die Partei der Besserverdienenden nennt, kann in Ostdeutschland nicht mit viel Sympathien rechnen. Bei den Europa-Wahlen lag sie sogar hinter der PDS mit bundesweit nur 4,6 Prozent Stimmenanteil. In den neuen Bundesländern, wo sie zweifelsohne den aufwendigsten Wahlkampf betrieb, ist sie selbst bei den Kommunalwahlen zu einer Splitterpartei abgebröckelt; desolat waren auch die Wahlergebnis-
In kirchlichen Kreisen machte sich die FDP bei beiden großen Kirchen -katholischer und evangelischer Kirche - unbeliebt. Sie forderte auf dem Rostocker Parteitag die Abschaffung der Kirchensteuer, vergaß aber, daß gerade die beiden Kirchen ein großes soziales Engagement entfalten, wobei der Nutznießer letztlich der einzelne Bürger ist. Die Finanzierung dieser sozial-karitativen Aktivitäten der Kirchen wäre ohne Kirchensteuer undenkbar.
Erst in den letzten Tagen plädierte sie für die rechtliche Anerkennung der Lebensgemeinschaft als einer der Ehe gleichgestellten
Gemeinschaft. Der bundesdeutsche Wähler betrachtet das Auftreten und Verhalten dieser Partei sehr kritisch —, und es wäre ein Wunder, würde sie die Fünf-Prozent-Hürde bei Landtagswahlen oder bei der Bundestagswahl erreichen.
Wenn die Grünen ein wenig zulegen können, so bestätigt dies, daß ökologisch Denkende immer noch nicht ihre Interessen gewahrt wissen; andererseits kann ein Industrieland wie Deutschland nicht nach dem Willen der Grünen in einen Feizeitpark umgestaltet werden.
Die These, daß die Rechten Zulauf haben werden, hat sich nicht bestätigt, ebenfalls nicht, daß Splitterparteien vom täglichen Unmut profitieren werden wie zum Beispiel der „Bund freier Bürger", dem Jörg Haider seine Unterstützung angedeihen ließ. Völlig unbedeutend ist die DKP, zumal sie keinen Schritt von ihrer stalinistischen und dogmatisch orthodoxen kommunistischen Doktrin abweicht.
Eine neue interessante historische Entwicklung zeichnet sicji in Ostdeutschland ab: der alte, seit 1918 währende Streit zwischen Kommunisten und Sozialdemokraten - heute von der SPD angezettelt, die in den neuen Bundesländern um das parlamentarische Sein oder Nicht-Sein fürchtet - flammt wieder auf. Die PDS betont, weder eine kommunistische noch die SED-Nachfolgepartei zu sein. Im Bundestag hat sie sich unlängst für das SED-Unrecht entschuldigt.
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