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Die Familie ist wirklich kein Geschäft

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Die Koalitionspartner diskutieren noch darüber, ob die finanzielle Förderung der Familien gekürzt oder nur eingefroren wird (Stichwort: Budgetsanierung). Oder (und?) die Förderung mit dem Einkommen zu versteuern ist (Stichwort: „Solidarität der Reichen”).

An Biertischen und auch in Intellektuellenzirkeln wird, ermutigt durch die „offizielle” Diskussion über das Sparpaket, von Singles und „Dinkies” (double income, no kids) die Familienförderung überhaupt in Frage gestellt. Das Motto: Kinder sind ein Hobby, das sich jeder selbst finanzieren muß. Wie komm' ich dazu, die Kinder anderer zu finanzieren? Öffentlich traut sich diesen Egoismus des Zeitgeistes noch niemand zu artikulieren. Soll man ihn deshalb übergehen, zulassen, daß Kinder womöglich - wie jetzt schon bei Gastarbeitern - als Geschäfte-macherei denunziert werden?

Die Vorstellung, die (große) Familie sei dank der staatlichen Förderung ein Geschäft, ist wohl mehr als weltfremd. Daß von den knapp 4.000 Schilling, die eine Familie mit zwei Kindern heute an direkter Förderung erhält, für die Gaudi etwas übrig bleibt, kann nur ein Ahnungsloser oder ein Böswilliger annehmen. Auch für die sogenannten „Besserverdienenden” sind Kinder mit einer - gegenüber Kinderlosen - spürbaren Einschränkung ihres frei verfügbaren Einkommens verbunden.

Familien leben teurer. Sie brauchen zusätzlich zu den direkten Ausgaben für die Kinder eine größere Wohnung, ein größeres Auto, und können nur - sobald die Kinder schulpflichtig sind - zu Hochsaisonpreisen Urlaub machen.

Wenn beide Eltern berufstätig sind, kommen die Kosten der Kinderbetreuung hinzu; die Berufstätigkeit nur eines Elternteiles wiederum ist nur bei höherem Einkommen möglich, dort aber schlägt die Steuerprogression voll zu: 50.000 Schilling brutto des Alleinverdieners ergeben netto deutlich weniger als die zwei Mal 25.000 Schilling der doppelt verdienenden Kinderlosen. (Weshalb in anderen Ländern das Haushaltseinkommen vor der Besteuerung durch die Zahl der im gemeinsamen Haushalt lebenden Personen geteilt = gesplit-tet wird.) Die diskutierte Besteuerung der Transfereinkommen würde diese Situation noch erheblich verschärfen.

Aber abgesehen von gesellschaftlichen Wertvorstellungen: Vergessen die Zeitgeist-Egos nur bloß darauf, daß unser Pensionssystem ein Umlageverfahren ist, daß also die jeweils erwerbstätige Generation die Pensionen bezahlen muß? Oder wissen sie es wirklich nicht????

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