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Eine ganz andere Situation?

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Muß auch Osterreich Angst haben vor den Islamisten? Die FURCHE befragte den Generaldirektor für Öffentliche Sicherheit, Michael Sika.

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Muß auch Osterreich Angst haben vor den Islamisten? Die FURCHE befragte den Generaldirektor für Öffentliche Sicherheit, Michael Sika.

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”IV ”ein, bei uns sind die islami % sehen Fundamentalisten _L i nicht bemerkbar”, betont Michael Sika. Es gebe natürlich „fundamentalistische Zellen”, diel aber” nicht in Erscheinung treten „Der Islamismus wirkt sich bei uns Osterreich nicht sichtbar aus.” Die Situation hier ist - so Sika - einel ganz andere als etwa in Frankreich dessen Moslem-Bevölkerung stark mit Fundamentalisten aus Algerien durchsetzt sei. „Auch in Deutschland agieren namhafte Leute der al gerischen Islamischen Heilsfront FIS, die in diesem Umfeld in Erscheinung treten. Bei uns ist zwar eine wesentlich andere Situation, dennoch muß man den Islamisten Aufmerksamkeht schenken.”

Uber die Anzahl fundamentalisti scher Zellen in Osterreich wollte sich Sika „aus begreifbaren Grün den” nicht auslassen, ebensowenig über die Zentren. „Wir kennen das Problem.”

Also doch ein Problem? „Das meinte ich in dem Sinn, daß die is lamischen Fundamentalisten alle bedrohen. Schließlich ist es deren erklärtes Ziel, die Weltherrschaft anzutreten. Daher sind vor allem auch wir Europäer zu größter Wachsamkeit aufgerufen. Vor allem müssen wir uns überlegen, wie man damit umgeht.” Experten sprechen von zwei Op tionen des Westens: Er könnte von dieser Situation profitieren und ver suchen, moslemische Länder auf| den Weg zum politischen Pluralis mus und zur Demokratie zu pushen. Das hieße aber, Resultate von de mokratischen Wahlen (zum Beispiel in Algerien) zu akzeptieren. Von dieser Warte aus hätte der Westen auch mehr Möglichkeiten neue islamische Regierungen zui kritisieren, wenn sie das demokratische Prinzip verließen oder die Hu manität verletzten.

Das zweite wäre eine Anti-Hai tung gegen islamistische Bewegun gen - oder die Unterstützung sol eher Regierungen, die diese Bewe gungen unterdrücken (das hat Frankreich in Algerien praktiziert, mit den bekannten Folgen). Eine solche Politik könnte sehr teuer kommen und noch schwieriger sein als der seinerzeitige Kampf gegen den Kommunismus. Eine politische Obstruktion gegen den Islamismus könnte zu einer Einigung aller noch sehr disparaten islamistischen Be wegungen führen, vor der der We sten die größte Angst hat.

Freimut Duve, der bekannte deutsche SPD-Bundestagsabgeord nete sagte dieser Tage in einer TV Diskussion über den Islamismus, daß es heute nicht um Religionsfreiheit, sondern um die Auseinandersetzung zwischen religiösem Fundamentalismus schlechthin und den pluralistischen Gesellschaften westlicher Prägung gehe.

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