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Es gäbe ja eine wirksame Vorbeugung, aber ...

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Aids - ein Thema beschäftigt die Welt. Aber Lösungen zeichnen sich nach wie vor nicht ab, obwohl sie eigentlich auf der Hand liegen.

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Aids - ein Thema beschäftigt die Welt. Aber Lösungen zeichnen sich nach wie vor nicht ab, obwohl sie eigentlich auf der Hand liegen.

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Glaubt man den vielen Äußerungen, so sind die Bemühungen darauf ausgerichtet, die Menschheit vor einer Geißel, vergleichbar der Pest oder der Cholera, zu bewahren.

Wer sich etwas eingehender mit der Frage beschäftigt erkennt, daß dieser Kampf eigentlich gewonnen werden könnte. Denn Aids ist eine Krankheit, deren Verbreitung - wie dies bei wenigen anderen der Fall ist im wesentlich in der Hand des Menschen liegt. Denn mit Aids steckt man sich - wie gesagt - nur schwer und unter ganz bestimmten Bedingungen an. Es gibt somit ganz einfache und äußerst wirksame Vorbeugungsmaßnahmen: Man enthalte sich homosexueller sowie vor- beziehungsweise, außerehelicher Beziehungen und man verzichte auf die intravenöse Einführung von Drogen. Ein Volk, das sich an diese wenigen Spielregeln hält, ist fast sicher vor

Ansteckung gefeit - insbesondere seitdem es ausreichende Vorkehrungen bei den Blutkonserven gibt.

Warum sind daher nicht alle Anstrengungen darauf konzentriert, diese sicheren Verhaltensweisen zu propagieren? Das ist eine der schizophrenen Merkwürdigkeiten unserer Zeit. Sie kennt das Rezept, propagiert es aber nicht. Ja, im Gegenteil. Wer im Zusammenhang mit Aids die Frage aufwirft, ob diese Krankheit nicht eine kritische Anfrage an den vorherrschenden Umgang mit der Sexualität darstellt, wird als reaktionär angesehen.

Warum? Weil er an ein Tabu der Gegenwart, nämlich die freizügige Sexualität, rührt. Also wird nach Lösungen Ausschau gehalten, die dieses Tabu aufrecht zu erhalten gestattet. Und da bieten sich eben nur die äußerst untauglichen Kondome an. Zugegeben, es mag wohl einen gewissen Bremseffekt darstellen - aber sicher keinen Schutz! Dennoch wird es seit zehn Jahren mit enormem Aufwand propagiert. „Safe Sex” heißt die Parole. „Schutz aus Liebe” lautet die (verlogene) Botschaft nackter, junger Paare (auch gleichgeschlechtlicher) von der Plakatwand.

Die „Safe Sex”-Kampagne hat aber ein doppeltes Gesicht: Sie entpuppt sich indirekt auch als Förderung der Bedrohung, weil sie sexuelle Aktivität - selbst schon bei 13-oder 14jährigen und unter Personen des gleichen Geschlechts - als selbstverständlich darstellt und somit zu solchem Tun anregt (siehe oben).

Hier bedürfte es einer radikalen Änderung der Strategie. Statt eine derzeit noch nicht begründete Ansteckungshysterie zu kultivieren, um zu untauglichem Gummischutz anzuregen, wäre eine Einstellungsänderung in Fragen der Sexualität zu fordern. Noch ist Aids nicht so verbreitet, daß es die Mehrzahl der Sexualakte gefährden würde. Noch haben wir Zeit, vernünftig auf die Bedrohung zu reagieren.

Aber Aids bleibt - weil es äußerst ansteckend ist und lange Zeit im Körper unerkannt bleibt - eine große Gefahr. Sollte es massiv in der heterosexuelle Bevölkerung ausbrechen, dann wird es tatsächlich zu jener Gefahr, die jetzt schon an die Wand gemalt wird. C. G.

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