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Freundesgruß aus Krakau

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Liebe Freunde!

Die Zeit, in der vor 20 Jahren „Die Furche“ gegründet wurde, kann man als fast symbolisches Datum betrachten: Nach Kriegsjahren, in denen Verbrechen, Willkür und Unrecht herrschten, in denen sich Antihumanismus in unbegreiflichem Ausmaß manifestiert hatte, gehörte es zu den wichtigsten Aufgaben jedes Christen, die jahrhundertealte europäische Kultur zu retten und das Nachkriegsleben mit moralischem, christlichem Inihalt zu füllen. Es war auch bestimmt kein Zufall, daß der Gründer und erste Herausgeber der „Furche“, Dr. Friedrich Funder, ein ehemaliger Häftling der Nazi-Konzentrationslager war.

Wir sehen in der „Furche“ eine der wichtigsten Zeitschriften österreichs und ein hervorragendes Organ der katholischen öffentlichen Meinung. Wir schätzen die Kraft der Überzeugung und die Konsequenz, mit denen „Die Furche“ die Ideen der Unabhängigkeit und Neutralität Österreichs vertritt, die Ideen der Verständigung und Mitarbeit aller Bürger, ohne Unterschied der politischen Zugehörigkeit, für die Entwicklung der Demokratie in Ihrem Land, und die Auffassung der friedlichen Koexistenz und Annäherung zwischen Westen und Osten auf der psychologischen, kulturellen und ökonomischen Ebene. Wir schätzen in der „Furche“ die realistische Beurteilung der verschiedenen Erscheinungen des öffentlichen Lebens in der Welt, in der wir alle leben, und die Gabe, das Gute von dem Bösen zu unterscheiden.

Das wichtigste vielleicht ist für uns, daß wir in der „Furche“ das konsequente und beharrliche Bestreben finden, einen ausgedehnten Dialog mit der ganzen Welt, anzuknüpfen in dem Geist der Liebe, in dem Geist Johannes' XXIII. und Paul' VI. Wichtig ist auch, daß „Die Furche“ zu jener Gruppe der europäischen Zeitschriften gehört, welche eine bedeutende Rolle in der großen innerlichen Erneuerung der Kirche gespielt hat und weiter spielt. Der Wille, die richtigen Formen des aktiven Anteiles der Katholiken im gegenwärtigen öffentlichen Leben zu finden, das Bewußtsein der großen Verantwortung für das ausgesprochene und gedruckte Wort, die Ehrlichkeit der Nachrichten und des Kommentars, das hohe Niveau der redaktionellen Behandlung aller Probleme — auf Grund aller dieser Eigenschaften halten wir „Die Furche“ für eine uns besonders nahestehende katholische Zeitschrift im Westen. Mehrmals haben wir auch in „Tygodnik Powszeohny“ die ideologischen Artikel — und besonders die wichtigen Aussagen von Kardinal König — aus der „Furche“ nachgedruckt.

Uns polnischen Katholiken ist — selbstverständlich — die Einstellung der „Furche“ zu den Problemen unseres Landes und unseres Volkes nicht gleich. Wir sehen und schätzen das freundschaftliche Interesse Ihrer Redaktion für Polen, das Bestreben, objektiv, sachlich und gemäßigt die uns betreffenden Probleme zu schildern, die Anstrengung, manche Pauschalmeinungen zu überwinden. Wir sehen in solcher Einstellung der österreichischen Katholiken deren guten Willen, eine Brücke zwischen den Menschen zu bauen, die zwar in verschiedenen Gesellschaftsordnungen, aber in demselben Kulturkreis leben und oft ähnliche menschliche Probleme moralischer und psychologischer Art in ihrem geistigen, gesellschaftlichen und Familienleben haben.

Am zwanzigsten Geburtstag Ihres Blattes möchten wir Ihnen, liebe Freunde in Österreich, herzlich ein Fortschreiten auf demselben guten Weg wünschen und die Hoffnung aussprechen, Sie mögen viele, viele Menschen für die Ideen gewinnen, die für uns gemeinsam sind.

Redaktion „TYGODNIK POWSZECHNY“ Krakau

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