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Gemeinsam und mutig!
Diese Woche wird für die unmittelbare Zukunft der römisch-katholischen Kirche in Österreich entscheidende Weichenstellungen bringen. Die Verfechter des Kirchenvolks-Begeh-rens haben entgegen dem Verlangen nach einer auch emotionalen Reaktion auf die schockierende Herausforderung des Salzburger Erzbischofs Georg Eder noch einmal ein Bremsmanöver gesetzt, um dem Dialog eine Chance und der Provokation eine Abfuhr zu erteilen. Aber wenn eine Mehrheit der Bischofskonferenz jetzt nicht den Mut zu einer klaren Distanzierung vom harten Kern der Erneuerungsgegner aufbringt, dann stehen uns harte Auseinandersetzungen bevor.
Die Position der Reformkräfte ist klar abgesteckt: keine Forderung nach der geringsten Änderung der katholischen Glaubenslehre; kein Vorgehen gegen die Bischöfe oder an ihnen vorbei; Bereitschaft zum ehrlichen Dialog, was auch die Möglichkeit von Abstrichen bei der einen oder anderen Forderung einschließt.
Was ist zumutbar? Zuerst einmal eine gemeinsame Erklärung, daß das Kirchenvolks-Begehren eine zulässige, auch vom Kirchenrecht gedeckte Willensäußerung des Kirchenvolkes war und als Beweis kirchlichen Engagements sowie als Chance für eine Erneuerung begriffen werden muß. Wer das nicht mitunterschreiben möchte, soll sich als Bischof öffentlich zu einem Minderheitsvotum bekennen, aber nicht länger den Anschein erwecken, er spreche für die gesamte Hierarchie. Österreichs Bischöfe könnten durchaus im Bereich ihrer Kompetenzen dem Vatikan ein durchschaubares Modell für eine maßvolle Mitwirkung der jeweiligen Diözese an der Bestellung eines Bischofs vorschlagen. Der Papst soll das entscheidende, aber nicht das alleinige und nicht das keiner Erklärung bedürfende Wort dabei haben. Wenn Bischöfe, die ihr Amt einer Justament-Er-nennungspolitik verdanken, dafür dem Vatikan Dank bezeugen wollen, sollen sie es vor der Öffentlichkeit tun, aber nicht als Blockierer hinter verschlossenen Türen.
Wichtiger noch als Frauen im Priesteramt sind Frauen (& männliche Laien) in Entscheidungsgremien der Kirche. Sie sollen an Bischofsworten (eines Tages auch an Enzykliken) mitarbeiten können, die dadurch nicht weiblicher, aber insgesamt menschlicher, wirklichkeitsnäher werden könnten. Einige Bischöfe sind hier schon mit gutem Beispiel vorangegangen. Unduldsame Verfechter eines reinen Männerregiments sollen auch hierin Flagge zeigen müssen. Die Bitte um Zulassung von in Kirche und Welt bewährten verheirateten Männern zum Priesterdienst und von Frauen zum Diakonat, das ihnen jahrhundertelang offenstand, können Bischöfe sehr wohl vom Papst erbitten, ohne ihrem Glauben oder ihrer Gehorsamspflicht untreu zu werden. Hirtenmut am Papstthron ist genau so wichtig wie ein ' gelegentlicher Aufstand immer noch zahmer Lämmer.
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