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Digital In Arbeit

Kann es ein „Recht auf Arbeit” geben?

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Angesichts des massiven Abbaus von Arbeitsplätzen und dem damit oft verbundenen menschlichen Leid wird wieder vehement ein festgeschriebenes „Recht auf Arbeit” gefordert.

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Angesichts des massiven Abbaus von Arbeitsplätzen und dem damit oft verbundenen menschlichen Leid wird wieder vehement ein festgeschriebenes „Recht auf Arbeit” gefordert.

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In Osterreich grassiert, so wie in den meisten anderen europäischen Staaten auch, die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes. Denn damit verbunden sind oft nicht nur Lebenskrisen und massive Einkommensverluste, sondern auch sozialer Abstieg, der heute in einer schon lange nicht mehr gekannten Armut enden kann. Dazu beunruhigen viele Österreicher die täglichen Meldungen über die drohende Unfinanzier-barkeit des sozialen Netzes und damit natürlich auch der Arbeitslosenunterstützung.

Europas regierende Politiker sind sich in ihren Forderungen, Aktionen und Notprogrammen im Kampf gegen noch mehr Jobverluste einig:

■ Die Lohnnebenkosten müssen gesenkt werden, um die Arbeit zu verbilligen;

■ durch flexiblere Arbeitszeiten können die Maschinen besser ausgelastet werden;

■ durch den Abbau bürokratischer Hindernisse oder finanzielle Unterstützungen sollen Unternehmen gegründet und damit neue Arbeitsplätze geschaffen werden ...

Es mehren sich allerdings die Befürchtungen, daß diese Therapien das Problem nicht beseitigen, sondern lediglich hinausschieben. Der einzige Erfolg werde sein, so heißt es, daß wir in einigen Jahren wieder vor demselben Berg arbeitsloser Menschen stehen wie heute; nur auf einem deutlich niedrigeren Einkommensniveau und einem wesentlich geringeren Maß an sozialer Absicherung.

Arbeitslos zu werden ist -trotz aller Finanzhilfen - für die meisten Betroffenen ein arger Schlag. Ein zwangsweise stillgelegtes Leben ist quälend. Wer sich früher gebraucht und geschätzt vorkam, verliert in der Folge mitunter sein ganzes Selbstwertgefühl. Die Folgen sind bekannt: Minderwertigkeitsgefühle, Ängste, Depressionen, Scheidungen ...

Von diese negativen Auswirkungen haben die meisten Menschen aber erst dann wirklich eine Vorstellung, wenn sie sich selber auf der Seite jener wiederfinden, die dieses Schicksal ereilt hat.

Ist Arbeitslosigkeit aber wirklich nur eine Form von „Schicksal”, die unsere Gesellschaft ihren Mitgliedern zumuten kann und darf Oder müßte nicht allein schon aus morali sehen Gründen alles getan werden, um jeden an der vorhandenen Arbeit in irgendeiner Form teilhaben zu lassen? Daß daher gerade jetzt wieder die Frage nach einem festgeschriebenen „Becht auf Arbeit” neu aufflammt, wundert nicht. Und ebenso ist es nicht verwunderlich, daß es die Spitzenvertreter der Caritas sind, die diese Forderung wieder erheben; sind sie doch tagtäglich mit den zerstörerischen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit konfrontiert.

Kann darauf sinnvollerweise mit einem „Recht auf Arbeit” reagiert werden und worauf kann man sich dabei berufen? Ist Arbeit ein Gut, daß sich rechtlich absichern läßt? Wie kann das funktionieren?

Diese Fragen wollen wir in den kommenden Wochen zur Diskussion stellen und von verschiedenen Seiten beleuchten.

Christian S. Ortner, Chefredakteur des kürzlich eingestellten Magazins „Wirtschaftswoche”, und bekannt für seinen betont liberalen Kurs in wirtschaftlichen und sozialen Fragen, ist ein klarer Gegner dieser Idee. Seine Argumente lesen Sie im unteren Beitrag.

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