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Kein Machtwort an wiederverheiratete Geschiedene
Die katholischen Bischöfe Österreichs weisen ihr jüngstes Problem letztlich den Ortskirchen zu.
Die katholischen Bischöfe Österreichs weisen ihr jüngstes Problem letztlich den Ortskirchen zu.
Mit einer sehr kurzen Presseerklärung beendete die Österreichische Bischofskonferenz ihren mit Spannung erwarteten Studientag über den Kommunionempfang von wiederverheirateten Geschiedenen: „Bei grundlegender Einheit in den Glaubensüberzeugungen kamen die für die Betroffenen schwierigen, oft sehr leidvollen Situationen zur Sprache. Die österreichischen Bischöfe werden sich bemü hen, in ihren Diözesen gemeinsam mit den Priestern und den Verantwortlichen für Ehe- und Fami'lienseelsorge den wiederverheirateten Geschiedenen zu helfen und zugleich die gesamte Familien-pastoral zu verstärken.“
Schon vor dem Treffen der Bischöfe hatte der Wiener Pastoraltheologe Paul Michael Zulehner darauf verwiesen, daß 59 Prozent der Österreicher mehr Verständnis für die Lage Geschiedener als für den Schutz der Institutionen Ehe und Familie aufbringen.
Dagegen seien, so Zulehner, „die in der Kirche heute miteinander ringenden Positionen“ deutlich in der Minderheit. 16 Prozent treten gegen eine Schwächung von Ehe und Familie ein und be-kunden zugleich Verständnis für die von Scheidung betroffenen Personen, fünf Prozent vertreten völlig die Seite der Institution, während 19 Prozent weder für Einzelschicksale noch für die Institution Interesse aufbringen.
Immerhin: 39 Prozent bejahen den Satz „Die Kirche soll auch in Zukunft möglichst klare Gebote und Verbote für das Leben der Christen aufstellen“ und 31 Prozent die Aussage: „Es ist gut, daß die Kirche, die Unauflöslichkeit der Ehe verlangt.“
Wie sensibel gerade diese Frage ist, bewies auch eine „Integral“-Telefonumfrage im November. Unter mehreren „heißen Eisen“ der kirchlichen Diskussion fand das Kommunionverbot für wiederverheiratete Geschiedene die geringste Zustimmung.
Sicher wird sich die Kirche auch in Zukunft nicht nach Meinungsumfragen richten können, zumal, so Zulehner, es wieder eine „Suche nach persönlichen Entlastungsmodellen“ geben wird, da die Leute einsehen werden, „daß es vielleicht doch gut wäre, wenn es einige Regeln gibt, die verbindlich sind.“ Daher sei die Kirche „gar nicht schlecht beraten“, in dieser Frage „ein bißchen gegen den derzeitigen Trend zu argumentieren“, aber nicht „normativ und gewaltsam“.
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