Kirche und Corona: Die Stunde der Laien

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In der Taufe erhalten Christinnen und Christen Anteil am priesterlichen, königlichen und prophetischen Amt Christi. Diese Zusage muss sich jetzt bewähren. Ein Gastkommentar von Johann Pock.

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In der Taufe erhalten Christinnen und Christen Anteil am priesterlichen, königlichen und prophetischen Amt Christi. Diese Zusage muss sich jetzt bewähren. Ein Gastkommentar von Johann Pock.

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Es geht um Leben und Tod – das ist es, was uns seit Wochen begleitet. Wir sind hineinverwoben in Zusammenhänge, die wir selber nicht mehr lösen können und denen wir uns ausgeliefert fühlen: Ein Virus lässt gewissermaßen die Zeit stillstehen.

Und damit befinden wir uns mitten in dem, was Christen zu Ostern feiern: Am Karsamstag steht die Zeit still. Die Geheimnisse von Leiden, Tod und Auferstehung Christi werden erinnernd bedacht und vergegenwärtigt. Christlicher Glaube baut auf dem Bekenntnis auf, dass Jesus, der Gottessohn, tot war und auferweckt worden ist – und dass damit der Tod nicht das letzte Wort hat. Welch eine Botschaft gerade inmitten der Corona-Pandemie!

Die Karwochenliturgie der „Heiligen Drei Tage“ und die Volksfrömmigkeit prägen diese Tage seit Jahrhunderten. Natürlich gab es immer wieder Änderungen, zuletzt am markantesten durch die Liturgiereform im Gefolge des II. Vatikanums mit einer stärkeren Beteiligung von Laien. Doch in diesem Jahr ist vieles anders: Erstmalig gibt es keine Karwochenliturgien mit versammeltem Volk Gottes. Diese Situation ist nicht nur ein Verlust, sondern auch die Chance, neu darüber nachzudenken, welche Bedeutung unterschiedliche Gottesdienstformen für die Kirchen haben, aber auch, was Hauskirche und Gottesdienstkompetenz von Laien betrifft. Einige solcher Chancen sollen im Folgenden benannt werden.

Die „Auseinandersetzung über den diakonalen Aspekt der Liturgie ist für den Lebensbezug wie die Glaubwürdigkeit christlicher Liturgie unverzichtbar“, so der Liturgiker Benedikt Kranemann. Zugespitzt gesagt: Gottesdienst hat immer auch eine seelsorgliche Dimension. Im Gottesdienst werden wir hineingenommen in das heilende Handeln Gottes an der Welt, und zugleich stimmen wir antwortend ein in Lob, Dank oder Klage.

Ein Hauch von Ewigkeit

Gottesdienste sind eine Unterbrechung des Alltags und die Möglichkeit, gewissermaßen „Raum und Zeit“ zu transzendieren und einen Hauch von Ewigkeit zu spüren. Zugleich bieten sie die Chance, im Gebet all das zu denken oder auszusprechen, was belastend ist; was man selbst nicht aufarbeiten oder lösen kann. Gerade die Karwochenliturgie mit dem Jubel des Palmsonntags, dem Leidensweg und dem Tod Jesu am Karfreitag, dem Stillstand des Karsamstags und dem Auferstehungshalleluja der Osternacht bietet Anknüpfungspunkte für Erfahrungen, die dieses Jahr prägen: den Verlust von Sicherheit; die scheinbare Ausweglosigkeit; den so nahe gekommenen Tod. Welche Bedeutung erhalten die Worte Jesu vom Verrat seines engsten Vertrauten Petrus und dem Alleinsein am Kreuz mit nur wenigen Gefährten – angesichts von Begräbnissen im engsten Familienkreis. Welche Symbolik in dem Wort Jesu an Maria Magdalena: Rühre mich nicht an – geh hin und verkünde den anderen, der Herr lebt.

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