Krieg - Anfang und Ende eines Männertraums

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Seit der Antike gilt der Krieg als Apotheose reiner Männlichkeit. Doch „in echt“ haben auch Frauen Kriege befehligt, in Kriegen gekämpft, aktiv gehandelt – und vor allem gelitten. Ein Gastkommentar.

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Seit der Antike gilt der Krieg als Apotheose reiner Männlichkeit. Doch „in echt“ haben auch Frauen Kriege befehligt, in Kriegen gekämpft, aktiv gehandelt – und vor allem gelitten. Ein Gastkommentar.

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Für Viktor O. in unserem östlichen Nachbarland hat sich ein Traum erfüllt. Das Gerede von alternativen Geschlechterrollen und Lebensformen in Europa ist vorbei. Männer tun endlich wieder, was richtige Männer tun: Sie tragen Kampfanzüge und Waffen, töten und sterben, sie führen Krieg. Den Traum von Viktor O. haben viele Burschen und Männer geträumt: einmal mit Maschinengewehr im Anschlag durch Häuserzeilen laufen, sich von Ruine zu Ruine vorarbeiten, die Handgranate immer bereit im Gürtel, oder, je nach Vorauswahl im Menü, auch im Panzer sitzen: Millionen männliche Gamer haben viele Stunden damit verbracht. Und sich dabei in einer Welt der Temposchwellen und Gendersternchen als echte Männer fühlen können, versetzt in eine Umgebung, in der Männer noch Männer sein können. Wladimir P. hat ihren Traum Wirklichkeit werden lassen. Zumindest fast, immerhin sitzen die meisten noch halbwegs sicher diesseits des Vorhangs der NATO. Viktor O. und seine Brüder im Geiste sind soeben vom Lärm der Kampfhubschrauber aus ihrem Traum aufgeweckt worden und sehen, dass ihr großes Vorbild nur wenige Kilometer vor ihren Grenzen steht. Sie erkennen plötzlich, dass seine Opfer keine Leben nachkaufen können im Playstation-Store – und dass dieser Männertraum tote Frauen und Kinder inkludiert, die bald ihre eigenen sein könnten. Dream over.

Männer schmieden in Stahlgewittern

Der Krieg gilt seit der Antike als Apotheose reiner Männlichkeit. Nicht erst Benito M. und Adolf H. träumten davon, Jünglinge im Stahlgewitter zu echten Männern zu schmieden, schon Platon imaginierte in seiner Politeia ein rigides Regime, das Krieger heranzüchtet. Und wer wissen will, wie viele intelligente Männer im Sommer 1914 ihre Bubenträume verwirklicht sahen, braucht nur bei Stefan Zweig und seiner Welt von gestern im Kapitel „Die ersten Stunden des Krieges von 1914“ nachzulesen.

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