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Legalisierung der Ehescheidung

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Irland hat nun, anders als 1986, I knapp für eine Legalisierung der X. Ehescheidung gestimmt. Manche kirchliche Beaktionen waren sehr heftig.

„Niederlage für die Familie", sagten die einen. Sicher müssen Ehe und Familie als Lebensnerv der Gesellschaft mit allen Mitteln geschützt werden. Dazu gehören auch Gesetze. Was hat aber das staatliche, absolute Scheidungsverbot in Irland erreicht? Viele Ehen sind dennoch zerbrochen. Nach außen wurde der Schein gewahrt, in Wirklichkeit ein Doppelleben geführt. Und wer sich für einen neuen Partner entschied, durfte dies staatlich nicht „legalisieren". Dann unterlag diese zweite Bindung aber nur privater Willkür, und Kinder daraus entbehrten den öffentlichen Schutz.

„Eine Niederlage der Kirche", sagten andere. Selbst der „Osservatore Bomano" hat sich gegen diese Interpretation verwahrt. Kirche ist kein politischer Gegner, der Wahlen gewinnt oder verliert. Gemeint war vielleicht, daß die Kirche nun auch in den bislang „katholischsten aller Länder" politischen Einfluß verliert. Viel bedenklicher aber ist, daß zunehmend auch praktizierenden Katholiken eheliche Partnerschaften nicht mehr auf Dauer gelingen. Haben wir uns bisher zu sehr auf die rechtlichen (kirchlich wie staatlich) Absicherungen verlassen und zu wenig Hilfen für die Persönlichkeitsentfaltung und das Glaubensleben zum besseren Gelingen angeboten? Und müssen wir nicht einfach auch zugeben, daß Liebe und Glaube immer ein Wagnis sind und Mißlingen zur gebrechlichen menschlichen Natur gehört?

„Ohrfeige für irische Begierung", hat Badio Vatikan das „hauchdünne Ergebnis" bezeichnet. Wohl gemerkt, es geht hier um ein staatliches Gesetz in einer demokratischen Verfassung. Da entscheidet die Mehrheit, auch wenn sie „dünn" ist. Man tut der Demokratie keinen guten Dienst, wenn man knappe Siege als „Ohrfeigen" für die anderen bezeichnet. Wären die entscheidenden 9.124 Stimmen auf der anderen Seite zu buchen, hätten dieselben Kritiker vielleicht über einen neuerlichen Sieg wie 1986 gejubelt. Der Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls hat betont, man könne von keiner „pauschalen Niederlage der Kirche" sprechen und Irland habe mit seinem Ja zur Scheidung nicht die Zerstörung der Familie gewählt.

Wie katholisch ein Land ist, zeigt die Haltung der Christen, nicht aber das staatliche Gesetz.

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