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• Neuerlich Austro- Antisemitismus

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Der Antisemitismus ist nicht mehr eine literarische Angelegenheit, sondern seit 1933 tragische Realität bis zur definitiven Form des Mordes an Millionen. Bis 1932 war der Antisemitismus, der eigentlich ein Antijudaismus gewesen ist, ein fester Bestandteil der politischen Argumenita- tton und weitgehend soaialökono- misdh begründet. Auch im Bereich jenes politischen Phänomens, das wir Politischen Katholizismus nennen, hat es unterschiedliche Formen von Antisemitismus gegeben, dessen Morphologie noch nicht ausreichend untersucht worden ist, es sei denn, man setzt gewisse Pamphlete mit wissenschaftlicher Untersuchung gleich. Nun scheinen wieder Antisemitismen zum Instrument der Politik zu werden und das sachliche Argument zu ersetzen:

Ein Organ der Regierungspartei glaubt seine Polemik mit dem Vorsitzenden der SPÖ am besten mittels einer unverkennbar als antisemitisch gedachten Karikatur führen zu müssen. Ob die SPÖ in der Art wie sie den Kanzler oder den Finanzminister an greift, fair ist oder nicht, soll nicht Gegenstand einer Untersuchung sein. Eine Partei, die von sich behauptet, christliche Grundsätze (auch) zu vertreten, darf es sich jedenfalls angesichts der Erfahrung mit der Barbarei des nazistischen Antisemitismus nicht leisten, sich mit ihrer Argumentation in der Niederung des Rassenkampfes zu etablieren. So „lustig” und erfolgswirksam gewisse Karikaturen auch sein mögen. Man kann heute gewisse Zeichnungen von Fritz Schönpflug und Theo Zasche (die übrigens ohne ihren sozialen Hintergrund dem Menschen der Gegenwart kaum mehr verständlich sind) als Beleg dafür verweisen, daß ehedem im katholisch-politischen Bereich die antisemitische Karikatur wohl daheim gewesen ist und ihren unbestrittenen Platz gehabt hatte.

Daß in geschichtlich eingebundenen Situationen ein Antisemitismus ebenso wie im Christenhaß möglich und für vordergründige Auseinandersetzungen geradezu repräsentativ gewesen sind, soll und kann nichit geleugnet werden. Das allein ist aber keine Rechtfertigung, Barbarismen zu verewigen.

Auch nicht in Form einer „gelungenen” Karikatur, die außerdem einen Menschen trifft, der alle jene Eigenschaften präsentiert, die man so gerne dem typischen Österreicher sniiftrihrpihf.

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