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Neutralitat im Atomzeitalter
NEUTRALITÄT — IDEAL ODER KALKÜL? Von Daniel Frei. 183 Selten. DM 13.80. — BEWAFFNETE NEUTRALITÄT. Von Hans Rudolf Kur. 150 Seiten. DM 16.80. - Beide im Verlag Huber, Frauenfeld und Stuttgart, 1967.
NEUTRALITÄT — IDEAL ODER KALKÜL? Von Daniel Frei. 183 Selten. DM 13.80. — BEWAFFNETE NEUTRALITÄT. Von Hans Rudolf Kur. 150 Seiten. DM 16.80. - Beide im Verlag Huber, Frauenfeld und Stuttgart, 1967.
Diese beiden schweizerischen Schriften über Geist und Gestalt der Neutralität werden in Österreich großes Echo auslösen. Frei zergliedert das Sendungsfoewußtsein der Eidgenossen im Wandel des außenpolitischen Denkens durch 200 Jahre, wie es von Republik, Liberalismus, Föderalismus, Demokratie, Humanität und übernationaler Gesinnung in jeweils verschiedenem Grade geprägt worden ist. Das 20. Jahrhundert stellte die Schweiz neuen Problemen gegenüber, dem Völkerbund, den Vereinten Nationen und der die Souveränität und Neutralität berührenden Integration. Schwanken zwischen Staatsräson und Massenpsychosen beherrschte das politische Leben. Der Verfasser zeigt als bergenden Hafen: „Die Kraft der Tradition ergänzt die Kraft der Willensentscheidung.. Sie erlaubt dem Menschen, sich von der krampfhaft angespannten Selbstbesinnung ab-und der schöpferischen Arbeit an den Aufgaben des Alltags zuzuwenden.“
Die Rüstung als Kernfrage der Neutralität bespricht in wohlgelungener Art Kurz, der zeigt, „daß eine in ihrem vollen Ernst erfaßte Neutralität sicher kein Weg des geringsten Aufwandes ist, sondern dem neutralen Staat bedeutende Lasten auferlegt.“ Überaus lehrreich für Österreich wirkt das mißglückte Arrangement einer „differentiellen Neutralität“ zur Zeit des Völkerbundes. Nicht minder anregend sind die Kapitel über die Beziehungen Neutraler zur UNO, die durch Mitgliedschaft bei der UNO in Konflikt mit den Neutralitätspflichten geraten können; die Schweiz betrachtet ihre dauernde Neutralität für unvereinbar mit dem Prinzip der kollektiven Sicherheit. Was die EWG betrifft, meint der Verfasser, sie stehe stark unter der Hegemonie einzelner Großstaaten, und eine Zugehörigkeit könnte es mit sich bringen, daß Neu-tralitätspflichten im Kriege nicht vollständig erfüllt werden könnten. Der Frage, ob die Methoden der EWG nicht als ein den Geist der UNO verletzender Wirtschaftskrieg gegen schwächere Staaten aufgefaßt werden können, weicht der Autor aus. Die Erörterung möglicher Kriegsallianzen im Falle des durch Krieg ausgelösten Aufhörens der Neutralität, dann der unentbehrlichen Rüstung und schließlich der durch das Atomzeitalter veränderten Weltlage verdient allgemeine Beachtung. Die „Bewaffnete Neutralität“ stellt ein willkommenes Handbuch der Neutralität dar.
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