Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Notwendig - und möglich
Landesverteidigung ist ein komplexer Begriff. Er umfaßt mehr als die Existenz, die Organisation, die Bewaffnung und Ausrüstung sowie die Einsatzbereitschaft des Bundesheeres. Er betrifft sämtliche Bundesministerien, die Länder, die Gemeinden - und jeden einzelnen Staatsbürger. Mit anderen Worten: Nur eine Landesverteidigung, die umfassend ist, kann sinnvoll sein.
Daß sie notwendig ist, steht außer Debatte. Erstens, weil wir Gefahr laufen, all der Werte und Güter, deren wir uns heute erfreuen - auch wenn wir sie nicht immer zu schätzen wissen -, verlustig zu gehen, wenn wir nicht bereit sind, sie nötigenfalls auch zu verteidigen. Und zweitens, weil sowohl die international gültigen Grundsätze für neutrale Staaten wie auch die freiwillig übernommene Bereitschaft, den neutralen Status Österreichs zu schützen, uns dazu verpflichten.
Eine wirksame Landesverteidigung ist aber nicht nur notwendig, sondern auch möglich. Niemand erwartet, daß wir in einem Atomkrieg gegen eine Großmacht bestehen. Wozu aber auch ein 7-Millionen-Volk mit einer exponierten geographischen Lage fähig sein muß, wenn es nur will, ist dies: Seine Grenzen im Fall kriegerischer Verwicklungen in unmittelbarer Nähe zu sperren, die Errichtung fremder Stützpunkte zu verhindern und im Fall eines direkten Angriffs hinhaltenden Widerstand zu leisten.
Dieser Schutz der Neutralität ist möglich - es wurde bereits gesagt -, wenn wir wollen. Das heißt, die Landesverteidigung darf bei der Aufteilung der budgetären Mittel nicht dauernd Stiefkind sein. Österreich braucht weder ein künstlich aufgeblähtes Heer noch eine Operettenarmee. Für beide wären die Steuergelder sinnlos hinausgeschmissen. Was es braucht, ist ein Bundesheer, das die ihm durch das Neutralitätsgesetz und durch das Wehrgesetz übertragenen Aufgaben erfüllen kann. Dieses Bundesheer verdient die Unterstützung durch Regierung und Volksvertretung, aber auch durch das österreichische Volk. Und es bedarl der Anerkennung und des Verständnisses für seine dringlichsten Erfordernisse. Die lungen Rekruten sollen, wenn sie in die Kasernen einrücken, wissen und durch die Haltung der Bevölkerung bestätigt bekommen, daß die Ableistung der Militärzeit ein notwendiger und selbstverständlicher Dienst an der Allgemeinheit irt.
Das Bundesheer ist deshalb auch kein Thema für Wahlkämpfe. Das, was es fordert, ist nicht Selbstzweck: es ergibt sich aus den Notwendigkeiten seiner Aufgaben. Das Thema Bundesheer eignet sich nicht für emotionelle Debatten, sondern nur für sachliche Auseinandersetzungen.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!