"Relaunch" der Katholischen Sozialakademie?
Die Wogen gehen hoch: Wird die ksoe, die Katholische Sozialakademie Österreichs, „abgeschossen“? Hat sie die Zeichen der Zeit zu links interpretiert und wird dafür abgestraft? Ein Gastkommentar von Rainald Tippow.
Die Wogen gehen hoch: Wird die ksoe, die Katholische Sozialakademie Österreichs, „abgeschossen“? Hat sie die Zeichen der Zeit zu links interpretiert und wird dafür abgestraft? Ein Gastkommentar von Rainald Tippow.
Als soziale Stimme der katholischen Kirche trägt die Katholische Sozialakademie Österreichs (ksoe) seit mehr als sechs Jahrzehnten christliche Sozialethik als Orientierung, Bildung und Beratung in eine komplexe, sich immer schneller wandelnde Welt. Sie eröffnete mit ihren Angeboten Entwicklungsräume, die schließlich zu rund zwei Dritteln aus außerkirchlichen Quellen finanziert worden waren.
Diese schwierige Teilfremdfinanzierung der im ksoe-Statut geforderten Erforschung und Verbreitung der Katholischen Soziallehre eskalierte mit Ausbruch der Coronakrise. Einnahmen fielen weg. Dass die Bischofskonferenz in ihrer letzten Vollversammlung den Ball aufnahm, war diesem Umstand geschuldet. Die danach kommunizierten Maßnahmen brachten vielerorts ein Überkochen der Reaktionen. Schließlich wurden eine bischöfliche Lenkungsgruppe und ein zweiter Direktor als Sanierungsmanager eingesetzt. Das Kuratorium, das die Diözesen, die Sozialpartner und die Katholische Aktion vertritt, ist nur mehr beratend tätig und kann weder die Arbeitsrichtlinien der ksoe beschließen, noch den Haushaltsplan genehmigen. Die Dienstverhältnisse des Personals sollen sozialverträglich gelöst werden. Zugleich geht es um einen „Relaunch“. Der Name ksoe soll erhalten bleiben, die Akademie selbst inhaltlich und strukturell neu aufgestellt werden.
Inhaltliche und sozialverträgliche Reform
Die personellen und inhaltlichen Ressourcen der ksoe bilden seit Jahren ein einmaliges Kompetenzzentrum zur positiven Weiterentwicklung der Gesellschaft. Angesichts des Konkurses vieler Gesellschaftstheorien ist die Katholische Soziallehre, aufbauend auf der Würde des Menschen mit ihren Eckpfeilern aus Gemeinwohl, Personalität, Solidarität, Subsidiarität, Nachhaltigkeit und Option für die Armen, ein kraftvolles Instrument für die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft. Die Soziallehre der Kirche soll unter Zuhilfenahme sämtlicher Beiträge der Wissenschaften und der Philosophie dem Menschen auf dem Weg zu seinem Heil beistehen, wie es Papst Johannes Paul II. in seiner Sozialenzyklika Centesimus annus ausführte. Dem sieht sich die ksoe verpflichtet.
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