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Digital In Arbeit

Respekt vor der Würde der Frau

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Mit den Gebetsdemonstrationen vor Abtreibungskliniken wird viel zerstört, was die Aktion Leben in jahrelanger und mühevoller Arbeit aufgebaut hat.

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Mit den Gebetsdemonstrationen vor Abtreibungskliniken wird viel zerstört, was die Aktion Leben in jahrelanger und mühevoller Arbeit aufgebaut hat.

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Porzellan zu zerschlagen ist leichter als es herzustellen oder so zu kitten, daß Sprünge darin nicht sichtbar sind. Derzeit wird durch Gebetsdemonstrationen vor Spitälern und Abtreibungskliniken Porzellan zerschlagen. Es ist viel von dem Porzellan dabei, das die Aktion Leben in jahrelanger und mühevoller Arbeit aufgebaut hat. Es geht um die Bereitschaft von Frauen, im Falle einer ungeplanten Schwangerschaft eine Beratungsstelle aufzusuchen und Hilfe anzunehmen, m

Seit vielen Jahren bemüht sich die Aktion Leben darum, den gesellschaftlichen Bewußtseins-zustand dahin zu verändern, daß un-geborene Kinder Menschen sind, die unser aller Schutz verdienen und daß Beratung im Schwangerschaftskonflikt zu einer Selbstverständlichkeit wird. Um das zu erreichen, darf aber nicht der Eindruck herrschen, der Gang zu einer Beratung nehme deren Ergebnis schon vorweg. Es hat mit der Würde der Frau zu tun, daß die Beratung zwar nicht wertfrei aber doch ergebnisoffen ist.

Denn Frauen und ungeborene Kinder vor einer Abtreibung zu bewahren, erfordert viel Einfühlungsvermögen und einen hohen Respekt vor der W ür-de der Frau. Gerade weil diese verletzt, ihre Hoffnung enttäuscht, ihr Körper mißbraucht wurde, phantasiert sie das heranwachsende Kind als unerwünschte Erinnerung an ihre Unterlassungen, oft auch Demütigung, als Zerstörer ihres Lebensplanes. Eine verständnisvolle Reratung kann -wenn auch keineswegs immer - der Frau helfen, die Wertigkeiten ins rechte Licht zu rücken. Das heißt, oft wird sie nach einem Gespräch, in dem sie sich ernst genommen und verstanden fühlt, ihr Kind innerlich annehmen und ein Leben mit ihm bejahen.

Wer allerdings fest zu einer Abtreibung entschlossen ist, öffnet sich erfahrungsgemäß auch einer Beratung nicht. Wenn daher nach amerikanischem Vorbild, der Name signalisiert es ja, „Pro-Lifers” Frauen vor dem Eingang zu Abtreibungskliniken ansprechen und von sich behaupten, daß „nach einer Beratung bei uns wirklich niemand abtreiben läßt”, dann wird klar, daß sie von der Angelegenheit wirklich gar nichts verstehen. Es mag sein, daß die eine oder andere Frau es sich überlegt.

Insgesamt aber steigt die Gefahr, daß Angst vor Überredung und Manipulation Frauen davon noch mehr als bisher abhalten, eine Beratungsstelle aufzusuchen. Das heißt, daß noch mehr Frauen als zuvor den schnellen, vordergründig leichteren Weg jder Dje Schwelle zur Berotung witigrcTi die spekukulärefFSMOT?enrroher, oft sogar unüberwindlich.

Das ist der Grund, weshalb die Aktion Leben sich von den Aktionen der „Pro-Lifers” nachdrücklich distanziert. Gleichzeitig verweist die Aktion Leben darauf, daß sie allein im Vorjahr rund 1.200 Frauen geholfen hat, ihr Kind in Zuversicht und Würde zur Welt zu bringen.

P. S. Gibt es für die Pro-Lifers auch Väter und welche Bolle schreiben sie ihnen zu?

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