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Tirols Kirchen wachsen

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Werden fünfundzwanzig Jahre Bautätigkeit zusammengezogen, wie es hier anläßlich des Bischofsjubiläums geschieht, ergibt sich ein doppelter Aspekt. Einerseits eine Fülle von dem, was geschehen ist. Die Freude über alles, was geleistet wurde. Das Bewußtsein der Leistung als Quelle der Freude. Anderseits kann damit sehr rasch bei jemandem der Eindruck geweckt werden: Da sieht man es, wie „die” Geld haben müssen, daß sie soviel bauen können. Wer sind nun diese „die”, die damit gemeint sein können? Es ist dies das gläubige Volk unseres ganzen Kirchengebietes, das mit großem Interesse die Erhaltung und die Errichtung von kirchlichen Gebäuden als seine eigene Sache ansieht. Zugleich auch das Interesse der öffentlichen Stellen, die wissen, daß für die Erhaltung der öffentlichen Ordnung kein Faktor mehr mitwirken kann als die Religion.

Das Aufzählen aller Renovierungen und Neubauten kann ich mir ersparen. Wollte man aufzählen, müßte man jene Orte suchen, in denen an kirchlichen Gebäuden in dieser Zeit nichts geschehen ist. Die ersten von diesen fünfundzwanzig Jahren waren Kriegsjahre, in denen nicht aufgebaut, sondern zerstört wurde. In Innsbruck wurde gerade in jener Zeit mit der Renovierung der Hauptkirche begonnen. Der taube Malergehilfe hatte bei seiner Arbeit in der Kuppel, wenn er allein war, eine Schnur anhängen, damit man ihn bei Fliegeralarm gleich durch Ziehen an der Schnur verständigen konnte. Die Arbeit blieb umsonst, da auch diese Kirche durch Bomben schwer getroffen wurde. Immerhin hatte es den einen Vorteil, daß man nachher beim Wiederaufbau genau wußte,’wie es vorher war. Wie einen Organismus das Wachstum bedrängt, so setzte sich der Wiederaufbau der zerstörten kirchlichen Objekte nach dem Kriege durch. Unserem Bischof war fürs erste Abhilfe der Wohnungsnot wichtiger als die notwendigen kirchlichen Neubauten. Erst nach Erstellung der Heilig-Jahr-Siedlung, die zeigen wollte, daß die Allgemeinheit bei der Lösung der Wohnungsfrage dem einzelnen helfen muß, wurde das kirchliche Bauprogramm in Angriff genommen. Dies war durch die seelsorgliche Notwendigkeit bedingt, daß mitten in die wachsenden Wohnviertel Seelsorgezentren gestellt werden, daß neben der Kirche nicht nur eine Priesterwohnung, sondern ebenso ein Pfarrheim steht, um vor allem die Betreuung der Jugend außerhalb der Kirche zu ermöglichen.

Über den Bau der einzelnen Kirchen legen im Anschluß die einzelnen Architekten selber ihre Intentionen dar. Mir obliegt es an dieser Stelle vor allem zu danken. Dank allen öffentlichen Stellen für ihr Verständnis, für ihre geistige und materielle Förderung. Dank den Seelsorgern, die sich neben ihren so mannigfaltigen Arbeiten auch dieser Mühen unterziehen, nicht zuletzt deshalb, weil das Interesse mancher Seelsorgekinder an religiösen Fragen durch solche äußere Werke geweckt werden kann. Dank den aktiven Gläubigen, die sich besonders in Vorarlberg diesen baulichen Aufgaben mit vollem Interesse widmen. Nicht zuletzt gebührt Dank allen, die ihren Kirchenbeitrag ehrlich leisten, weil dadurch die Beiträge der Finanzkammer für die Neubauten und Renovierungen möglich werden. Der baulichen Vorhaben bleiben noch manche zu lösen. Ein vordringliches Anliegen unseres Oberhirten ist der Bau des Hauses der sozialen Dienste, das im nächsten Frühjahr am Rennweg in Innsbruck begonnen werden soll. Manche neue Seelsorgezentren müssen noch errichtet werden. Hoffen wir, daß die Zeit so bleibt, die der Lösung dieser Aufgaben günstige Voraussetzungen schafft.

Zum Schluß darf hier noch ausdrücklich festgehalten werden, daß erst zum fünfundzwanzigjährigen Bischofsjubiläum die Bischofswohnung selbst renoviert und durch Zusammenfassung von Kaplanswohnungen vergrößert wurde. Arbeiter, die mit dieser Arbeit betraut waren, konnten es nicht glauben, daß ein Bischof unter solchen Bedingungen durch so lange Zeit gewohnt hatte.

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