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Übergriffe und Repressalien

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Das Verbot der Zeitung „Apostolos Andreas“ und die zwangsweise Schließung der Druckerei des Patriarchats dürfte nur schwer mit den Bestimmungen des Lausanner Vertrages zu vereinbaren sein, in dem auch die Rechte des Patriarchats festgelegt wurden. Die Beschlagnahme des Dokumentarfilmes der Begegnung des ökumenischen Patriarchen mit Papst Paul VI. in Jerusalem, der in einigen griechischen Schulen vorgeführt worden war, erfolgte unter Hinweis auf die laizistische Verfassung der Türkei, die jede religiöse Propaganda verbietet. Die Krönung der Bestrebungen, die bescheidenen Reste der griechischen Orthodoxie in der Türkei zu liquidieren, wäre die Demolierung von Kirche und Palast des Patriarchats, um, ohne zwingenden Grund, gerade dort eine Straße zu bauen. Dieses bisher jedoch unbestätigte Gerücht veranlaßte den Bürgermeister von Saloniki zu der Drohung, man werde nicht zögern, das in Saloniki befindliche Geburtshaus Atatürks dem Erdboden gleichzumachen, falls das Patriarchat vom Phanar tatsächlich niedergerissen werden sollte.

Innenpolitischer Bumerang

Diese beschämenden Pläne zeigen .unmißverständlich, wie sehr die Atmosphäre von Haß und Ressentiments erfüllt ist.

So zurückhaltend und geduldig

sich die türkische Regierung außenpolitisch bisher im Zypernkonflikt verhalten hat, so unklug erscheinen die erwähnten innenpolitischen Maßnahmen. Als Druckmittel gegen Makarios gedacht, erwiesen sich diese mittelalterlich anmutenden Vergeltungsaktionen als verhängnisvoller Bumerang, da sie, anstatt praktische Erfolge im Kampf um Zypern zu bringen, eher geeignet waren, den Abscheu der Weltöffentlichkeit hervorzurufen.

Die Haltung der ohnehin nicht sehr zahlreichen Freundesländer der Türkei hat das Land in eine gefährliche äußere Isolierung geführt, die eine Radikalisierung im Inneren zur Folge hat. So mehren sich in letzter Zeit sogar die Stimmen jener Fanatiker, die die Hagia Sophia — seit 1935 auf Befehl Atatürks Museum — wieder in eine Moschee verwandeln wollen. Bei einer derart im Emotionellen wurzelnden politischen Mentalität der Türken dürfen die Drohungen verschiedener Politiker, man werde nötigenfalls aus NATO und CENTO austreten, keineswegs unterschätzt werden. Obwohl ein solcher Schritt die stagnierende türkische Wirtschaft an den Rand einer Katastrophe bringen würde, wird glaubhaft versichert, die türkische Nation sei zu den größten finanziellen und wirtschaftlichen Opfern bereit, um die Rechte der zypriotischen Türken zu verteidigen.

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