7097143-1994_49_06.jpg
Digital In Arbeit

Vollmitglied im Ökumenischen Rat

Werbung
Werbung
Werbung

Am 1. Dezember hat der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich die Katholische Kirche, die bisher nur Beobachter war, als Vollmitglied aufgenommen. Eine solche Mitgliedschaft hatte das neue römische „Ökümenische Direktorium“ 1993 den Ortskirchen auf nationaler Ebene ermöglicht. Monsignore Michael Wilhelm, der Sekretär der Österreichischen Bischofskonferenz, kommentiert diesen Schritt so, daß wir dadurch „eine neue Form des Miteinander der Christen in diesem Land versuchen und uns darauf verpflichten wollen“.

Das entspricht vanz dem Tenor des ökumenischen Direktoriums, ist aber auch ein Gebot der Stunde für uns Christen.

Es ist zu hoffen, daß dadurch die Ökumene in Österreich, die zuletzt zu stagnieren schien, neu belebt wird. Die noch anstehenden Fragen, wie Grundstruktur der Kirche und das Amt in ihr, sind ja schwieriger als die bisher gelösten. Die gegenwärtigen Polarisierungen in der römisch-katholischen Kirche rauben uns Kraft und Mut zu einer hochherzigeren Ökumene, machen aber auch den anderen Kirchen das Gespräch mit uns schwerer.

Die Einheit unter den Christen ist nicht nur ein zwischenkirchliches Gebot, sondern Voraussetzung für ein fruchtbares Mitwirken am geistigen Aufbau des neuen Europas.

Dazu kommt die in der Geschichte ganz neue Art einer Begegnung mit den Weltreligionen, die, soll der Dialog gelingen, eine noch viel stärker geeinte Christenheit verlangt.

Daß die österreichischen Bischöfe nun die Vollmitgliedschaft im Ökumenischen Rat der Kirchen anstrebten, zeigt, daß sie die Herausforderung des neuen „Ökumenischen Direktoriums“ verstanden haben, das ja in erster Linie die Bischöfe verpflich tet, die ökumenische Arbeit voranzutreiben. Der Beitritt allein ist nur Anfang und darf keine äußere Geste bleiben. Man nütze die gebotene Chance, das gemeinsame Erbe nun noch besser kennen zu lernen, die geistlichen Reichtümer, wie sie in den Kirchen unterschiedlich bewahrt und gepflegt wurden, zu teilen und noch viel mehr als bisher gemeinsam zu tun: im sozialen Engagement für die Welt, aber auch im gottesdienstlichen Feiern.

Ökumene darf nicht dem Belieben einzelner überlassen werden. Sie gehört zum Wesens Vollzug der Kirche Christi und reicht bis in die Tiefen christlicher Spiritualität.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung