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Die Katholische Kirche der Schweiz hat in diesen Tagen etwas Neues erlebt: Bei ihrer letzten Vollversammlung haben die Schweizer Bischöfe öffentlich erklärt, daß Wolfgang Haas als Bischof von Chur eine Fehlbesetzung sei. „Personelle Veränderungen im Bistum Chur” seien „unumgänglich”, um den entstandenen Schaden für die Kirche wieder gutzumachen.

Die Bischöfe stellten sich damit einstimmig - der Betroffene ausgenommen hinter den Churer Weihbischof Paul Vollmar, der Ähnliches vor kurzem in einem Interview konstatiert hatte. Es ist den

Bischöfen zuzutrauen, daß diese Erklärung kein billiger (jag sein will. Die Bischofskonferenz stellte vielmehr ihre Sorge um das Leben der Kirche in einem der Schweizer Bistümer und vor allem ihre Solidarität mit den vielen Menschen, die darunter - auch buchstäblich zu leiden haben, vor die sogenannte Mitbrüderlichkeit mit einem der Bischöfe.

Im Neuen Testament lesen wir im Blick auf Auseinandersetzungen über Glaubens- und Kirchenfragen des öfteren, daß sie mit parresia, also in Offenheit geführt werden. Parresia - das heißt: Mißstände und Konflikte beim Namen zu nennen, um ihre Behebung und Verbesserung einzuleiten. „Ich widerstand ihm ins Angesicht” schreibt Paulus über einen Disput, den er mit Petrus in Antiochien hatte (vgl. Gal 2,11). Nichts deutet darauf hin, dies habe ihr Verhältnis zueinander auf Dauer gestört. Klare Worte sind von Zeit zu Zeit notwendig und am Platz. Sie sind Ausdruck von Leitungsverantwortung und -sorge.

Werden sie wegen des vermeintlichen Schadens unterbunden oder unterlassen, oder auch deswegen, weil solches südlich der Alpen nicht gerne gehört wird, so zeugt dies nicht von liebevoller Nachsicht, auch nicht von Treue zur Kirche, sondern eher von einer ängstlichen Gesinnung.

Auch hierzulande wollen viele Menschen gerne öffentlich hören, was im internen Gespräch ja geäußert wird: zum Beispiel zu innerkirchlichen Personalentscheidungen, zum Kirchenvolks-Begehren, zum Herdenbrief, zu anderen Fragen- und Lebensbereichen von Kirche. Polarisierung wird nicht durch Unklarheit vermieden, sondern durch überzeugende Ehrlichkeit. Woran sollen sich die Menschen orientieren? Ein klares Wort tut not!

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