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Diktatur und 3. Welt
Nein, überwältigende Erfolge hat die Demokratie in der Dritten Welt tatsächlich noch nicht erzielt — heißt das aber, daß die Diktatur das geeignete Staatsmodell für die Entwicklungsländer ist?
Drei Autoren, die die Situation in Afrika, Asien und Lateinamerika analysieren, gehen dieser Frage nach. Ihr Ausgangspunkt ist dabei völlig richtig: „Eine solche Analyse kann nicht davon ausgehen, daß allein unser Verständnis von Demokratie und unsere demokratischen Institutionen als Leitbild für die gesamte Welt zu gelten haben … Worauf es ankommt, ist die Respektierung dessen, was wir als .Menschenrechte bezeichnen.“
Die freilich werden in den meisten Ländern der Dritten Welt mit Füßen getreten — und das heute vielfach mehr denn je.
Wirtschaftliches Wachstum und das damit verbundene Entstehen einer breiteren Mittelschicht haben demnach — wie vor allem Nikolaus Werz in seiner ausgezeichneten Lateinamerika- Analyse herausstreicht — nicht zu einer allmählichen Demokratisierung geführt, sondern eher das Gegenteil gefördert: politischen Autoritarismus, verkörpert vor allem durch Militärregimes.
Dieser Trend zu immer autoritäreren Herrschaftsformen hat sich in den letzten Jahren noch verstärkt, in Asien nicht zuletzt auch aufgrund des Aufkeimens traditioneller Elemente in der Politik, in Lateinamerika aufgrund der sich verschärfenden strukturellen Probleme, auf die die überwiegend militärischen Machthaber keine andere Antwort als noch härtere Repression wissen.
Eine mögliche Schlußfolgerung: Westliche Entwicklungspolitik müßte sich neben den traditionellen Anliegen (Überwindung des Elends, Hilfe zur Selbsthilfe) auch darauf konzentrieren, in der Dritten Welt die Partizipation breiter Bevölkerungsschichten in den politischen Prozessen zu fördern. Der Argwohn der Machthaber trifft solche Bemühungen freilich schon heute…
DIKTATUR - STAATSMODELL FÜR DIE DRITTE WELT? Von Hans F. Illy, Rüdiger Sielaff und Nikolaus Werz. Ploetz- Paperback, Verlag Ploetz, Freiburg/Würz- burg. 192 Seiten, Pbck., öS 150,50.
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