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Dinarsperre stört aber nur Wirtschaftskontakte

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Der Schock über die Verhängung des 5000-Dinar-De-pots, die praktisch zu einem Reisestopp aus Jugoslawien sowohl nach Osterreich als auch nach Italien führte, ist noch keineswegs überwunden. Der Rückgang der Grenzübertritte von einem Tag zum anderen betrug bis zu 80 Prozent.

Die Betroffenheit über die ■jüngste Maßnahme war auf beiden Seiten gleich groß. Einmal stehen Festtage bevor und die Geschäftswelt, nicht nur in Kärnten, sondern auch in Triest und Fritiul, hatte sich auf die slowenischen und kroatischen Kunden eingestellt. Nun ist zu befürchten, daß sie auf ihrer Ware sitzenbleiben werden.

Inzwischen hat die jugoslawische Grenzbevölkerung die Möglichkeit, die der Kleine Grenzverkehr bietet, entdeckt. Die Bewohner innerhalb eines etwa zwanzig Kilometer breiten Grenzstreifens können mit einem Grenzübertrittschein nach Österreich oder in die italienische Region Friaul-Julisch Venetien fahren und dort, in allerdings sehr bescheidenem Umfang, Einkäufe machen.

Aber auch hier gab es arge Reduzierungen. Bisher konnten im Kleinen Grenzverkehr Waren im Werte von 1200 Dinar pro Monat zum persönlichen Gebrauch mitgenommen werden. Auf Grund der neuen Regelung wurde die Einkaufsmöglichkeit auf fünfmal je 500 Dinar, das sind 2500 Dinar, gegenüber den bisherigen 14.400 Dinar, eingeschränkt.

Alle darüber hinausgehenden Waren müssen verzollt werden, wobei zu berücksichtigen ist, daß die Zollsätze in Jugoslawien zwischen 30 und 50 Prozent schwanken. Hiezu kommt noch, daß für alle diese Einkäufe bereits wieder die Depotpflicht von 5000 Dinar auflebt.

Unseren Nachbarn wird es wahrlich nicht leicht gemacht,

über die jetzt schon jahrelang anhaltenden Versorgungsschwierigkeiten hinwegzukommen. Zeitweilig gibt es, wenn vom permanenten Kaffee- und Waschpulvermangel abgesehen wird, weder Reis, noch Speiseöl, kein Toilettenpapier, dann wiederum keine Kerzen, die deshalb wieder sehr gefragt sind, weil es oft unvermittelt zu längeren Stromabschaltungen kommt.

Auf Schloß Brdo fanden kürzlich Verhandlungen zwischen einer slowenischen und einerKärntner Delegation über Erleichterungen im beiderseitigen Grenzverkehr statt. Österreich kennt keinerlei Einschränkungen, was zu betonen unbedingt notwendig ist, weil hin und wieder doch jugoslawische Kreise durchblicken lassen, Kärnten oder die Steiermark sollten durch den Abschluß eines Regionalabkommens mit Slowenien oder Kroatien zu verbesserten Handelsbeziehungen beitragen.

Die Kärntner Delegation, unter Führung von Landeshauptmann-Stellvertreter Erwin Frühbauer und Handelskammer-Präsident Karl Baurecht, zeigte großes Verständnis für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten raquo;des Nachbarstaates, bedauerte aber, daß durch diese Maßnahme zumindest psychologisch neue Barrieren entstünden. Die slowenischen Gesprächspartner versicherten, alles zu tun, um Erleichterungen zu schaffen, dies vor allem im Hinblick auf die Urlaubsmöglichkeiten in der bevorstehenden Wintersaison. Slowenische und kroatische Urlauber trugen nämlich zur Auffüllung des in den heimischen Wintersportorten gefürchteten Jännerlochs bei.

An der kärntnerisch-jugoslawischen Grenze ist es erheblich ruhiger geworden. Nicht gelitten hat bisher der Gastarbeiterverkehr. Heimreisende Jugoslawen haben sich auf die neue Situation eingestellt und nehmen entsprechend weniger Waren mit nach Hause. Offensichtlich will man den schwarzen Markt unterbinden.

Die jüngsten Restriktionen könnten außer zur Wiederentdek-kung des Kleinen Grenzverkehrs auch den Schmuggel mit dem Rucksack wieder aufleben lassen.

Ungeachtet der wirtschaftlichen „Sanktionen" werden die kulturellen und sportlichen Kontakte zwischen den Nachbarländern aufrechterhalten. Eben gingen in Laibach „Klagenfurt-Tage" zu Ende. Sie brachten das Auftreten von Kärntner Chören, Kinder der beiden Städte zeichneten und pinselten um die Wette und Klagenfurts Bürgermeister, Leopold Guggenberger, stellte sich einer Forumsdiskussion. Das Echo war auf beiden Seiten groß und bewies, daß auch empfindliche Restriktionen im wirtschaftlichen Bereich menschliche Beziehungen nicht zu unterbinden vermögen.

Der Autor ist Chefredakteur der „Kleinen Zeitung" in Klagenfurt.

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