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Doch Teilung?
Wieder einmal ist das Mandat der Militär- und Polizeitruppe der Vereinten Nationen auf der Inselrepublik Zypern um sechs Monate verlängert worden. Der UNO-Sicherheitsrat hat diesen Beschluß nun schon zum elften Mal und beinahe automatisch gefällt. Dennoch sind die blau behelmten Infanteristen, Feldgendarmen und Sanitäter der Weltorganisation seit ihrem erstmaligen Einsatz nach den schweren griechisch-türkischen Kämpfen im November 1967 zur Aufrechterhaltung des Friedens auf Zypern nie so nötig gewesen wie gerade in den kommenden Monaten: General Grivas, der 1967 als Urheber des Blutbades von Kophinou landesverwiesene Haudegen, lauert seit dem Sommer 1971 wieder im zypriotischen Untergrund auf seine Chance; die türkische Volksgruppe hat im Februar ihren nationalen Führer, der zugleich Vizepräsident der Republik Zypern ist, neu zu wählen; die Position des Führers der Zyperngriechen, des Erzbischof-Präsidenten Makarios, ist in politischer wie kirchlicher Hinsicht unterminiert. Diesen Passiva in Zyperns Zukunftsbilanz stehen positiv das ausgesprochen verbesserte Verhältnis zur Regierung Papadopoulos in Athen und beachtliche Fortschritte bei den Verhandlungen zwischen den beiden Nationalitäten der Insel zur Gestaltung einer friedlichen Zukunft gegenüber. Zyperns Entscheidungsstunde ist damit nahe.
Die Gefahr eines bewaffneten Aufstandes der von Grivas gegründeten EOKA 2, die an den von der alten Befreiungsbewegung EOKA geführten Kampf gegen die Engländer um die Unabhängigkeit jetzt den gegen die Zyperntürken und die gemäßigten Griechen um den Anschluß an Griechenland folgen lassen will, wird um so größer, je näher eine Übereinkunft bei den in Nikosia unter der Anleitung von Experten aus Athen und Ankara geführten Gesprächen zur Beilegung des fünfjährigen Kriegszustandes zwischen den griechischen und türkischen Siedlungsgebieten der Insel heranrückt.
Da Zyperns Armee und Polizei mit Grivas sympathisieren, hätte die Stunde des nur noch auf die Zuverlässigkeit seines Geheimdienstes gestützten Makarios an und für sich schon längst geschlagen. Der einstige Heros der Zyperngriechen entging nur um ein Haar einer Kette von Anschlägen, und seine eigenen Bischöfe fordern sein Ausscheiden aus der Politik oder den Verlust des erz-bischöflichen Amtes.
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