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Dohnal-Devise: Jetzt oder nie
Sozialpolitikerinnen aller Fraktionen haben die Angleichung des derzeit noch unterschiedlichen Pensionsalters von der Erfüllung ihres „Gleichbehandlungspake-tes" abhängig gemacht. Warum sind die Frauen im Berufsleben eigentlich immer noch kraß benachteiligt? Haben die Politikerinnen versagt?
Sozialpolitikerinnen aller Fraktionen haben die Angleichung des derzeit noch unterschiedlichen Pensionsalters von der Erfüllung ihres „Gleichbehandlungspake-tes" abhängig gemacht. Warum sind die Frauen im Berufsleben eigentlich immer noch kraß benachteiligt? Haben die Politikerinnen versagt?
„Kinderbetreuung muß uns etwas wert sein" forderte arn Dienstag Johanna Dohnal. Die Frauenministerin will T.eile des Finanzausgleiches vom Bund an die Länder für neue Stätten zur Kinderbetreuung zweckbinden.
Diese Forderung ist eines der Kernstücke ihres „Gleichbehandlungspa-ketes", von dem Dohnal die Zustimmung zur vom Verfassungsgerichtshof geforderten Aufhebung des ungleichen Pensionsalters von Mann und Frau abhängig macht. In ihrem 55-Punkte-Katalog geht es auch um Maßnahmen zum Abbau von Diskriminierungen der Frauen in der Arbeitswelt beziehungsweise um den Ausgleich für die Doppel- und Dreifachbelastung in Beruf, Kindererziehung und Haushalt.
„Alle diese Punkte sind jahrelang verhandelt, aber immer wieder von der Wirtschaft abgeschmettert worden", klagt die Ministerin im Gespräch mit der FURCHE. Dohnal kritisiert allerdings, daß die Frauen nicht gerade kräftig mitgezogen haben, bestehende Ungleichheiten zu beseitigen. „Extrem gewehrt haben sich die Gewerkschaften nicht. Zum Beispiel dagegen, daß die Frauen in manchen Sparten immer noch schlechter bezahlt werden. Da muß schon auch dort die Schuld gesucht wer-
den". Sie habe aber genau diese Entwicklung mit ihrem Gleichbehandlungspaket durchbrochen, gibt sich Dohnal gewohnt kämpferisch, „und noch dazu mit einer ganzen Phalanx von Frauen".
Zu laxe ÖGB-Lohnpolitik?
Den Vorwurf, daß die Frauen nicht energisch genug etwa bej Lohnverhandlungen gewesen sind, weist ÖGB-Vizepräsidentin Irmgard Schmidleithner(SP) zurück: „Bei uns kann man die Schuld nicht so ohne weiteres suchen". Erstens seien bei Kollektivvertragsverhandlungen nur wenige Frauen dabei. Und auch bei innerbetrieblichen Lohnerhöhungen seien es immer noch die Männer, die Druck machen. Ein großes Handicap, sagt die Gewerkschafterin, sei es nach wie vor, daß „Frauen immer noch rascher aufgeben als Männer. Sie sind auch eher zufrieden mit Ergebnissen als Männer." Daß jetzt im Zuge der Diskussion um die Änhebung des Pensionsalters „Druck von den Frauen gemacht wird, ist für uns eine Jahrhundertchance". Es gelte nur mehr, einen Konsens mit der Wirtschaft zu finden. Wie ein solcher aussehen könnte, verrät die ÖGB-Vizepräsidentin nicht: „Ich werde nicht über die Medien mitteilen, in welchen Punkten ich konsensbereit bin."
Auch VP-Generalsekretärin Ingrid Korosec sieht in der mangelnden Repräsentanz der Frauen in Gewerkschafts-Spitzenpositionen den Grund für die Schlechterstellung der Frauen.
Was die weitere Vorgangs weise betrifft, so haben die Gewerkschaftsfrauen Demonstrationen beschlossen, wenn eine Einigung über den Sommer nicht gelingt.
Die Vizepräsidentin der Bundeswirtschaftskammer, Ingrid Tichy-Schreder bleibt skeptisch. Für sie sind manche Forderungen einfach unerfüllbar: „Zum Beispiel die Verlängerung des derzeit nur vier Wochen ausmachenden Kündigungsschutzes nach der Karenzzeit auf 20 Wochen. Wenn man hier etwas für die Frauen machen möchte, kann man auch das entsprechende Gesetz ändern."
Für sie kämpfen die Frauen ohnehin derzeit an der falschen Front: „Die gesamte Weltwirtschaft macht derzeit revolutionäre Änderungen durch. Den Gewerkschaften scheint noch gar nicht aufgefallen zu sein, daß sich Betriebe zunehmend aus den industrialisierten zurückziehen und in den weniger industrialisierten Gebieten des FernenOstens niederlassen". Dort gebe es billigere Arbeitskräfte. „Ganze Branchen gehen dadurch verloren", warnt Tichy-Schreder, „und die Ersatzbranchen sind nicht so schnell da". Darum sollten sich die Gewerkschafterinnen kümmern, „denn auch wir haben unser Korea in Form der Oststaaten vor der Haustür".
Die nächste Verhandlungsrunde ist am 20. August. Ob danach die Frauen zu Hause bleiben können, statt zu demonstrieren? Was, folgt man den Argumenten von Tichy-Schreder, vielleicht dazu führt, daß die Frauen letztendlich mangels Arbeit zu Hause bleiben
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