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Draken-Wirbel

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In den letzten 14 Jahren hat es in Osterreich mehr als 300 Luftraumverletzungen gegeben. Wir haben zwar unsere teure „Goldhaube”, aber nicht die dazu notwendigen Abfangjäger.

Osterreich ist das einzige Land in Europa ohne wirksame Luftüberwachung.

Gehen wir also davon aus, daß wir Abfangjäger brauchen: im Interesse des Gesamtstaates.

Bei den SAAB 35 Draken ging es also um eine Sachentscheidung — aber auch darum, wie diese politisch umgesetzt wurde.

Die Frage, ob die Entscheidung richtig war, ist zumindest umstritten. Die Draken sind 20 Jahre alt, ungewöhnlich laut, sie verzeihen keinen Fehler des Piloten und dürften für den angestrebten Zweck zuwenig geeignet sein.

Die politische Umsetzung wiederum verrät einen erschreckenden Mangel an politischer Kultur.

Erst nachdem die Entscheidung gefällt war, als Graz und Zeltweg als Standorte feststanden, „kümmerte” man sich um die Betroffenen.

Verteidigungsminister Friedhelm Frischenschlager gab am 29. April 1985 in einem ,J?rofiV'-Interview mit präpotenter Gleichgültigkeit zu verstehen, daß er gegen ein Umweltgutachten nichts einzuwenden habe, weil das sowieso keinen Einfluß auf die Entscheidung habe. Es werde dabei nur herauskommen, daß „die Gesamtbelastung in diesem Raum durch Industrie und andere Faktoren unvergleichlich größer ist als die durch die Flieger”.

Vor wenigen Tagen veröffentlichte der steirische Lan-deshygieniker Josef Möse dieses 550 Seiten umfassende Umweltverträglichkeitsgutachten mit seinen katastrophalen Ergebnissen.

Aber, um Frischenschlager einmal richtig zu interpretieren, es ist eh schon wurscht „in diesem Raum”, die haben soviel Dreck, daß es auf ein bisserl mehr, samt zusätzlichem Lärm, auch nicht mehr ankommt.

Der Nachfolger Frischenschlagers, ein Parteikamerad ■übrigens, bescheinigt dem Draken-V'ertrag, er sei schlecht und schlampig”, Piloten, die am Draken Kritik üben, werden auf ihren Geisteszustand hin untersucht, und um die Gerüchte nicht verstummen zu lassen, daß neben den hohen Provisionssummen auch Parteispenden geflossen seien, wird die Einsetzung eines Parlamentarischen Untersuchungsausschusses beharrlich verhindert.

Daß ein Volksbegehren (244.000 Unterschriften) ignoriert wird, gehört in Österreich ja bereits zum schlechten Ton.

Der Gesamtstaat schaut nicht gut aus in diesem Draken-Wirbel.

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