Janko Messner ist ein guter Kenner und ein scharfer Kritiker der slowenischen, aber auch der deutschsprachigen Kärntner Mentalität. Die Struktur der derzeitigen Situation versucht er historisch, sozialkritisch und psychologisch zu erfassen. In seiner neuen Publikation „Kärntner Triptychon", die dreisprachig (deutsch, italienisch und slowenisch) vom Robert-Musil-Archivin Klagenfurt herausgegeben wurde, erfährt der so oft nationalistisch oderchauvinistisch mißbrauchte Begriff „Heimat" eine neue Dimension.
Alle drei in diesem Band veröffentlichten Texte lesen sich als kritischer Bericht, als Protokoll einer Diskriminierung, beziehungsweise der Verletzung der Menschenrechte, auch als Fotographie der realen Begegeben-heiten sowie als Aufzeichnung und Recherche über den Tatbestand der Dinge „Unterdem Ulrichsberg", „Auf dem Ulrichsberg" und „Im Wald von Tuce", wie die Titel der drei Skizzen lauten. Messners Literatur steht auch in engem Zusammenhang mit der Problematik der Kärntner Volksabstimmung im Jahre 1920. Auch 70 Jahre danach bestimmen die Frage nach der nationalen Identität, das Verhältnis von Vergangenem und Gegenwärtigem, die Problematik des nach dem Zweiten Weltkrieg so oft vergessenen Schuldbewußtseins der schuldigen Kämpfer der nationalsozialistischen Zeit die aktuelle (manchmal auch radikal verletzende Provo-zierbarkeit und den komplexen Charakter von Messners Literatur.
Die letzte Skizze des Bandes ist auch die schönste, ein poetisch-me-lancholiosches Stück grüner Literatur der Hoffnung in die Erneuerung, Wiedergeburt und Auferstehung der Natur, des Menschen und des eigenen slowenischen Volkes, was am Beispiel eines modernden Baumstumpfes, aus dem plötzlich eine junge Fichte wächst, versinnbildlicht wird. Auch die im Buch abgedruckten Bilder des Kärntner Malers Hans Piccottini aus der Serie „Ich und Heimat" verdichten die humane Aussage des Buches.
KÄRNTNER TRIPTYCHON (Koroski trip-tih/Trittico carinziano). Drei Texte von Janko Messner. Slowenisch und Deutsch vom Autor, Italienisch von Simona Bartoli-Kucher. Mit acht Bildern von Hans Piccottini. Herausgegeben vom Robert-Musil-Archiv, Klagenfurt 1990.56 Seiten, öS 120,-.
