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Drei Strömlingen in der Ökumene

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Wien ist im Hinblick auf die Ökumene in einer einmaligen Situation, die auch zielstrebig für die ökumeni-’ sehe Arbeit genützt werden müsse, erklärte Sr. Oberin Christine Gleix- ner bei der Präsentation des Jahrbuches 1980 der Erzdiözese Wien, das Msgr. Rudolf Schwarzenberger dieser Tage • vorstellte. Ökumene als Streben nach der Einheit der Christen sei „kein Modetrend“, sondern bedeute das radikale Ernstnehmen der Tatsache, daß die Welt nur glauben könne, wenn die Christen eins seien.

„Die Glaubwürdigkeit der christlichen Botschaft nimmt zu, wenn sie nicht in konfessioneller Enge gebracht wird“, sagte die Oberin weiter. Beim II. Vatikanischen Konzil habe sich die katholische Kirche zum Vorreiter der ökumenischen Bewegung gemacht und zu Maßstäben bekannt, an denen sie heute gemessen werde. Sr. Gleixner verwies auf die’ Beschreibung der ökumenischen Arbeit durch Johannes Paul II. in seiner Antrittsenzyklika „Redemptor hominis“, die Offenheit und Dialog unterstrichen habe. Sie warnte vor heute wieder bemerkbaren Rekonfessiona- lisierungstendenzen, vor einem Trend zu neuerlicher Abgrenzung, vor Mißtrauen und vor der „Versuchung zum ökumenischen Dekorum“.

Es gebe heute drei Ebenen der ökumenischen Arbeit, die untrennbar miteinander verflochten seien: die Ebene der Theologen, die Ebene der Gemeinden und die Ebene der Kirchenleitungen. Derzeit bestehe die große Gefahr, daß der eine ständig dem anderen den „schwarzen Peter“ zuschiebe. Entscheidend sei

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heute, daß die Ökumene heute verstärkt bis zur Basis, vor allem in die Gemeinden, durchdringe; die in den letzten Jahren erzielten Übereinkünfte dürften den Gemeinden nicht vorenthalten werden.

Es gebe heute drei Strömungen oder Richtungen in der Ökumene. Die erste Gruppe meine, daß von Gott geoffenbarte Wahrheit nicht Gegenstand von Verhandlungen sein könnten und gemeinsame Suche bereits Verrat bedeute. Damit erwiesen sie sich als blind für den Skandal der Spaltung, sie reagierten überheblich oder ängstlich und zögen sich von der ökumenischen Arbeit zurück.

Eine zweite Gruppe sehe die Einheit als bereits verwirklicht an und meine, nur „ewiggestrige Fromme sowie sture Theologen und Kirchenleitungen“ wollen das nicht sehen. Damit bewegten sich diese Menschen in einer ökumenischen „Grauzone“ und arbeiteten an der entgülti- gen Klärung noch offener Fragen nicht mit.

Für eine dritte Gruppe bestehe eine Spannung zwischen „schon und noch nicht“ in der Verwirklichung der Einheit. Sie versuchten, die Last der Vergangenheit sühnend und büßend zu tragen und, aufbauend auf der Basis der gemeinsamen Taufe, des gemeinsamen Schriftwortes und des gemeinsamen Glaubens an den dreifältigen Gott, auf dem Weg der Einheit weiterzugehen bis zum Höhepunkt der gemeinsamen Eucharistie. Dies gehöre zu den größten Aufgaben von heute, und Wien habe auf Grund seiner Situation dabei eine besondere Aufgabe und Verantwortung, sagte Dr. Gleixner.

(Kathpress)

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