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Dreiteilungsplan ist unannehmbar

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Bosnien-Herzegowina muß in seiner Souveränität und politischen Unabhängigkeit wiederhergestellt werden. Einem Frieden müssen alle Kriegsparteien zustimmen. Und die Rückkehr aller Vertriebenen in ihre angestammten Wohnorte muß garantiert sein.

Das sind sehr klare Forderungen, mehr noch: das sind die konkreten Vorgaben der internationalen Staatengemeinschaft für einen Frieden in Bosnien.

Vor dem Hintergrund dieser Kriterien, die ja von der UNO selbst beschlossen worden sind, ist der serbischkroatische Dreiteilungsplan für Bosnien, der militärisch (fast) vollendete Tatsachen samt territorialer Kriegsbeute festschreiben will, unannehmbar. Und das nicht nur für die bosnischen Moslems, die - bei einem Bevölkerungsanteil von 44 Prozent - auf knappen zehn Prozent des ursprünglichen Staatsgebietes zusammengepfercht würden. Sollten sich aber die Moslems damit nicht bescheiden - wird unverhohlen gedroht -, werden sie, militärisch chancenlos, überhaupt nichts bekommen.

Hat aber nicht etwa Bundespräsident Thomas Klestil zuletzt beim Vierer-Gipfel der Staatspräsidenten in Salzburg vor laufender Kamera darauf insistiert, „daß man Gewalt nicht belohnen sollte, daß militärisch erobertes Gebiet nie anerkannt werden sollte, daß das Recht auf Rückkehr der Flüchtlinge gewahrt bleiben sollte, daß Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen geahndet werden sollten”? Daher ist das, was man dem bosnischen Präsidenten Alija Izetbegovic bei den sogenannten Genfer Friedensgesprächen abverlangen möchte, doch eigentlich eine unerträgliche Zumutung.

Man müsse, meinte der ungarische Staatspräsident Arpäd Göncz beim „Runden Tisch”, den Kriegsparteien „die Möglichkeit zu einem ehrenhaften Ausgleich geben. Ansonsten werden wir uns auf dem Balkan ein Palästinenser-Problem einhandeln und dieses würde uns Generationen lang beschäftigen”. Wie aber sind denn diese Vorstellungen von einem „ehrhaften Ausgleich” mit Klestils Kriterien zur Deckung zu bringen? Auf diese Frage blieb jedoch die hochkarätige Präsidentenrunde eine Antwort schuldig.

Und so geht das Leiden und Sterben in Bosnien weiter - offenbar bis zum bitteren Ende: bis zur Kapitulation der Moslems. Sarajewo fällt? „Das höre ich von Journalisten schon seit 18 Monaten”, kommt es dem britische Außenminister Douglas Hurd noch zynisch über die Lippen. Wozu also die Aufregung? Daher die West-Devise: Abwarten!

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