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Duell im Äther

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Lange war es still um den ehemaligen 03-Moderator Thomas Klock. Seit Montag läßt er wieder Österreichs Medienlandschaft aufhorchen. Der Hörfunk-Profi reitet nun auf einer anderen Welle als der des ORF. Er zeichnet als Programmchef und Moderator für einen neuen Privatsender in Österreich verantwortlich: die „Antenne Austria“.

Privatsender, die vom Ausland nach Österreich hereinstrahlen, sind an sich keine Neuigkeit. Der ORF besitzt längst kein Monopol mehr. Neu an „Antenne Austria“ ist, daß sie als Privatsender erstmals und vorläufig vier Stunden täglich Wien, Niederösterreich und das Burgenland mit in Österreich produziertem Programm versorgt Sie kooperiert mit dem staatlichen ungarischen Radio und hat einen Sender in So-pron gemietet.

.Antenne Austria“ sichert sich mit der Inbetriebnahme des Progamms, das aus Nachrichten, großteils moderierten Sendungen und Lokalnachrichten für den Raum Ostösterreich besteht, einen Zeitvorsprung vor dem Konkurrenten in spe, der Medien Betriebs-und Beteiligungsgesjn.b JL (MBB) und derem Geschäftsführer Herbert Vytiska. Die MBB und die ungarische Post haben sich erst unlängst auf einen Vorvertrag über die Gründung der „Pannonia-Medien-Ge-sellschaft“ geeinigt, die den ersten privaten, kommerziellen Radiosender in Ungarn auf die Beine stellen soll. Gesendet werden soll rund um die Uhr in Deutsch und Ungarisch, wobei ebenfalls ein Sender in Sopran als Frequenz-Sprungbrett nach Österreich geplant ist. Angepeilter Termin für die Inbetriebnahme des MBB-Senders: Jahresbeginn 1990.

Der MBB-Station will wie „Antenne Austria“ auf kommerzieller Basis arbeiten und von den Werbeeinnahmen aus Ostösterreich leben. Denn mit etwa zehn Millionen Schilling Werbe-Einnahmen rechnet sich das MBB-Projekt bereits. Wer allerdings dem ORF wieviel vom Werbekuchen abzwicken kann, steht noch in den Sternen.

Ganz so neu wie es scheint ist .Antenne Austria“ aber nicht. Der Sender schwimmt auf alter Welle: .Antenne Austria“ hat von 8 bis 10 und von 17 bis 19 Uhr die Frequenz von „Radio Danubius“ gemietet und spricht als Zielpublikum die kaufkräftigen, Ö3-müden 20- bis 40 jährigen an. Ab 28. August versorgt .Antenne Austria“ über eine Frequenz von „Radio Carintia“ Kärnten rund um die Uhr mit Privat-Programm. Daher kann .Antenne Austria“ auf Stammhörer hoffen, die auf gewohnter Frequenz neues Programm empfangen.

Die Redaktion in Wien unter Leitung von Chefredakteur Leo Brunnsteiner besteht aus zehn Mitarbeitern, laut Thomas Klock „alles Vollprofis“, die Studios in Wien, im Funkhaus in Budapest und in Cam-po Rosso (Italien) für die Produktion benützen. Ab Herbst soll das Programm für den Osten Österreichs von vier Stunden auf einen Rund-um-die-Uhr-Betrieb, bestehend aus Mantel-Programm und Lokalfenstern, erweitert werden.

Hinter der „Antenne Austria“ steht die Medien AG Ges.rn.bJL. an der die Ing.Otto Richter Ges.m.b.H. 70 Prozent der Anteile hält. 28 Prozent besitzt Alfred Ruhdorf er und zwei Prozent Thomas Klock. Die 1983 gegründete Richter Ges.mb JL ist ein kleines Unternehmen mit drei Angstellten und verfügt über keinerlei Medienerfahrung. Unternehmensgegenstand ist „der Erwerb, der Besitz und die Verwaltung von Unternehmensbeteiligungen sowie die Ausübung der Leistungs- und Verwaltungsfunktion an Unternehmen. Weiters die Betriebsberatung einheitlich der Betriebsorganisation.“ (Handesregister Nr. B 31.231). Stammkapital: neun Millionen Shilling. Der Pressesprecher der „Antenne Austria“ Alfred Ertl betont: „Wir haben uns vorher ziemlich genau erkundigt, ob sich ein Sender für Ostösterreich finanziell rentiert.“ Derzeit sind aber noch keine fixen Werbesendezeiten eingeplant Man wartet noch die laufende Werbekampagne ab.

Mitbewerber MBB hingegen hat sein Medien-know-how bereits bei der „Freien Welle Südtirols“ unter Beweis gestellt und verfügt Über ein Stammkapital von 50 Millionen Schilling. Geschäftsführer Herbert Vytiska hat keine Angst vor Konkurrentin .Antenne Austria“: „Die Radio-Werbung ist noch lange nicht ausgeschöpft Und wir arbeiten nicht mit einer Fülle von Leuten.“

MBB kooperiert mit Radio Luxemburg (RTL) und kann so rund um die Uhr kommerzielles Radio-Programm in die nach Österreich strahlenden Sender einspeisen, ohne auch nur einen Schilling an Produktionskosten zu zahlen. Lediglich die lokalen Fensterprogramme, in denen auch die Werbung untergebracht ist, werden vonMBB selbst produziert Herbert Vytiska rechnet für seinen neuen Sender in Ungarn mit „zwei fix angestellten Redakteuren, zehn Moderatoren und einer Fülle freier Mitarbeiter“.

.Antenne Austria“, deren Zielpublikum ähnlich dem des geplanten MBB-Senders ist, will sein überregionales 2 4-Stunden-Rahmenpro-gramm anderen Privatsendern verkaufen, um so die Produktionskosten niedrig zu halten. Verhandlungen mit anderen Privat-Statio-nen im Ausland sind bereits im Gange. MBB will das wenige selbst produzierte Programm keinem anderen Sender anbieten.

Seit Wochenbeginn hat nun Ostösterreich den ersten privaten Radiosender, der aus Ungarn hereinstrahlt An Optimismus mangelt es den Mitarbeitern der „Antenne Austria“ nicht. Ob sie sich freilich auf längere Sicht neben dem finanzkräftigen und medienerfahrenen Konkurrenten von der MBB am Markt halten kann, wird man erst in ein, zwei Jahren wissen. Einen zeitlichen Vorsprung hat sich „Antenne Austria“ jedenfalls herausgeschlagen. Der Kampf um die grenznahen Sender in Ungarn ist eröffnet

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