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Durch die Taufe geeint?
Eint die Taufe, die allen christlichen Kirchen gemeinsam ist, tatsächlich die Gläubigen der katholischen, der protestantischen und der orthodoxen Konfession? Ist sie das Verbindliche der Gemeinschaft aller Christen und ergibt sich aus dem Auftrag zur
Weitergabe der christlichen Botschaft das gemeinsame Wirken aller christlichen Kirchen in der Welt?
Um diese Fragen ging es bei der am 23724. Jänner in Wien-Neu-waldegg abgehaltenen ökumenischen Fachtagung, an der vor allem Seelsorger und für die Ökumene Verantwortliche der katholischen, protestantischen und orthodoxen Kirchen teilnahmen. Der in Wien lehrende lutherische Theologe Ulrich Kühn vermerkte kritisch, daß durch die Einfügung in die bestehenden institutionellen Strukturen der Kirchen jene durch die Taufe gesetzte Einheit
wieder relativiert würde. Da die Taufe das Bekenntnis voraussetze, müßten jene, die als Kinder getauft würden, die mit der Taufe verbundene Entscheidung für ein Leben entsprechend den Weisungen Christi als Erwachsene nachvollziehen, was immer auch eine Absage an den weltanschaulichen Pluralismus und das Eintreten in den Streit um die Wahrheit bedeute. Die Taufe als „Ordination“ des Christen enthalte den Auftrag, Gott zu verehren und zu danken, in der Welt für Versöhnung einzutreten, der Gerechtigkeit zu dienen und für die Wahrheit einzutreten.
Der orthodoxe Theologe Theodor Nikolaou (München) vertrat in seinen Ausführungen die Ansicht, daß die Taufe als „Wiedergeburt“ den Beginn des Lebens in Christus bezeichne, von ihr nehme eine geistige Wiedergeburt und Verwandlung ihren Ausgang. Sie könne innerhalb der christlichen Kirchen daher nur einmal gespendet werden.
Der Katholik Johann Werner Mödlhammer, der in Salzburg Fundamentaltheologie und öku-
menische Theologie lehrt, stellte in seinem Referat die Frage nach der Motivation der Kirchen für die Kindertaufe. Die Erhaltung von Mitgliederzahlen innerhalb der Kirchen dürfte keineswegs Vorrang haben gegenüber einer theologischen Aufrichtigkeit, die von Getauften eine das Leben tragende und prägende Beziehung zu Gott und zur Kirche fordere. Erst wenn die Kirchen bereit seien, ihre Angst vor der Machtlosigkeit abzulegen, würde sich die Echtheit ihrer Suche nach der Wahrheit erweisen, würde ihre Fähigkeit zum Dialog gestärkt. Machtlosigkeit bedeute freilich nicht, daß die Ausübung von Recht und Vollmacht innerhalb der Kirchen unberechtigt sei, sie müßte nur kontrollierbar und durchsichtig sein.
Eine abschließende Podiumsdiskussion ergab eine gewisse Ubereinstimmung darin, daß von der Gemeinschaft der Getauften Impulse für ein „alternatives christliches Leben“ — jenseits von Machtstreben, Gewaltausübung und Konsumdenken — ausgehen sollten.
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