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Durchlässig & zeitsparend

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Eine neue Bildungsoffensive stellt das kürzlich von Oberösterreichs Landesschulratspräsident Johannes Riedl dem ÖVP-Wirtschafts-sprecher Christoph Leitl und dem Direktor des Wirtschaftsförde-rungsinstitutes Felix Messner präsentierte Schulmodell 2000 dar. Ziel dieses Schulmodells ist ein integriertes Bildungssystem, das Zeit spart und der Bewältigung des Lebens dient. Nicht die Anpassung der Schul- und Bildungseinrichtungen an die Bedürfnisse der Wirtschaft steht dabei im Vordergrund. Hauptaufgabe muß sein, die Durchlässigkeit der verschiedenen Bildungswege zu erhöhen und die Chancengleichheit bei allen Bildungswegen zu gewährleisten.

„Den im dualen Bildungssystem Lernenden muß in verstärktem Ausmaß Durchlässigkeit zu weiterführenden Qualifikationen verschafft werden", betont Johannes Riedl, ehemaliger Leiter der Pädagogischen Akademie der Diözese Linz. In einem integrierten Bildungssystem soll die duale Berufsausbildung durch Zwischenqualifikationen in einem größeren Bildungszusammenhang gesehen werden, bis hin zu einer neuen Bildungsschiene zwischen Matura und Universität.

Trotzdem die Wohnbevölkerung konstant bleibt, verringert sich die Zahl der Jugendlichen beträchtlich. Betrug die Anzahl der unter 25jäh-rigen 1981 noch 36,7 Prozent, so macht sie im Jahr 2000 nur mehr 28,7 Prozent aus. Geht man davon aus, daß durch Bildung immer die neuesten Kenntnisse vermittelt werden, so fehlt wegen der dünner besetzten nachrückenden Altersgruppen möglicherweise die breite Qualifikationserneuerung.

Das Modell enthält folgende Abschnitte:

• Die Pflichtschule umfaßt weiterhin neun Jahre. Sie fördert das individuelle Persönlichkeitsprofil durch die Auseinandersetzung mit der Kultur und ihren Veränderungen, sichert die Beherrschung der elementaren Kulturtechniken einschließlich Informatik und Fremdsprache, bereitet auf autonome und kooperative Lebensbewältigung vor und leistet die ihr zugewiesene Vorbereitung auf Berufsbildung.

• Die Grundschule innerhalb der Pflichtschule dauert fünf Jahre. Sie kann mit der Verlängerung um ein Jahr die Kulturtechniken besser absichern. In der fünften Schulstufe breitet gemäßigter, aber vernetz-ter Fachunterricht auf den Fachunterricht der Sekundarstufe I vor. Das fünfte Schuljahr erleichtert der Lehrerschaft, für die Sekundarstufe I begabungsgemäße Prognosen zu erstellen. Der Fremdsprachenunterricht setzt auf der vierten oder fünften Schulstufe mit eigenem Unterrichtsfach ein.

• Die Schule der Zehn- bis Vierzehnjährigen bleibt in den Typen der differenzierten Hauptschule und differenzierten Unterstufe der allgemeinbildenden höheren Schule erhalten. Für alle Unterrichtsfächer werden fundamentale (Mindest-) und Erweiterungsziele unterschieden. Erweiterungsziele, die von den Schülern interessensbezo-gen bearbeitet werden, ermöglichen gemäßigte Spezialisierung beziehungsweise Berufsweltorientierung. In der achten Schulstufe läuft der Realienunterricht projektorientiert ab. An die Stelle der Aufnahmsprüfung in die berufsbildende höhere Schule tritt die bega-bungsbezogene Beratung. Die beruf s-, wirtschaf ts- und lebenskundliehen Lehrziele des derzeitigen Polytechnischen Lehrganges werden integriert und verstärkt.

• Zwischen den beiden Typen der Schule der Zehn- bis Vierzehnjährigen besteht Durchlässigkeit. Der Wechsel von der Hauptschule in die Unterstufe der allgemeinbildenden höheren Schule ist an definierte Leistungen geknüpft.

• Allgemeine und spezielle Sonderschulen bleiben erhalten.

• An die Pflichtschule schließt ein bis zur Universitätsausbildung durchlässiges Schulsystem an, das sich in einen allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Ast differenziert.

Die laufende Reform der AHS-Oberstuf e muß um orientierte wirt-schafts-, berufs- und lebenskund-liche Inhalte ergänzt werden.

• Die Berufsbildende Höhere Schule wird auf vier Jahre verkürzt - in Blickrichtung auf eine Wirtschaftsakademie beziehungsweise eine Technische Akademie. Wirtschaftsund berufsfeldferne Qualifikationen sollen dort zugunsten von beruflicher Weiterbildung reduziert werden. Der Schultyp der Berufsbildenden Mittleren Schulen soll auslaufen, weil die duale Berufsausbildung besser qualifiziert.

• Die Lehrlingsausbildung muß durch eine bessere Durchlässigkeit zu den höheren Schulen hin attraktiver gestaltet werden. Dies könnte ein Wirtschaftskolleg als Brücke zur Akademiestufe leisten.

• Zwischen der Stufe der höheren Schulen und der universitären Stufe wird eine neue Bildungsschiene eingezogen, die bedarfsorientiert kurze berufsbezogene Studiengänge anbietet. (Neben den Pädagogischen Akademien, Sozialakademien beziehungsweise Technischen Akademien, Wirtschaftsakademien, Unternehmensführungsakademien.) Da Änderungen der Schulorganisation nur bundesweit möglich sind, wird das Schulmodell 2000 seitens der ÖVP zunächst auf ge-samtösterreichischer Ebene präsentiert und diskutiert. Auf der Basis dieses Konzeptes eines „Integrierten Bildungsmodelles" müßten dann entsprechende Schul versuche anlaufen.

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