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EBS sind oft die einzige Lösung

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Ein Großteil des in Österreich an fallenden gefährlichen Sondermülls wird in dafür nur unzureichend ausgestatteten oder gar nicht geeigneten Müllbehandlungsanlagen entsorgt.“ Diese ebenso alarmierende wie deprimierende Feststellung traf das Österreichische Bundesinstitut für Gesundheitswesen. Nur in Wien funktioniert die Entsorgung des Sonderabfalls. Der Grund: die Bundeshauptstadt verfügt mit den ENTSORGUNGSBETRIEBEN SIMMERING über eine Anlage, die den überwiegenden Teil des im Wiener Bereich anfallenden Sonderabfalls unter Einhaltung strengster Auflagen verarbeiten.

Auch der gesamte in der Wiener Hauptkläranlage und in der Kläranlage Blumental anfallende Schlamm wird in den EBS verbrannt.

In Österreich entstehen - nach vorsichtigen Schätzungen -pro Jahr rund 400.0001 Sohderabfall, aber nur etwa 60.0001 davon landen in den Entsorg-gurigsbetrieben Simmering, wo sie klaglos verarbeitet bzw. beseitigt werden können.

Die ENTSORGUNGSBETRIEBE SIMMERING sind derzeit nicht zu ersetzen, die eingangs angeführten Zahlen bestätigen nur, daß man auch in anderen Bundesländern Anlagen wie jene der EBS dringend brauchte.

Die Anlagen der ENTSORGUNGSBETRIEBE SIMMERING waren in Konzept und Größe ein weltweites Novum. Mittlerweile wurden sie natürlich verbessert und dem letzten Stand der Umwelttechnik angepaßt. Vor allem die Rauchgasreinigung drückt die Schadstoffemission auf Werte, die weit unter den strengsten internationalen Normen liegen.

Die Investitionen für diese Filteranlagen liegen in der Größenordnung von mehreren hundert Millionen Schulung. Die derzeitige Rauchgasreinigung ist etwa ebenso groß wie der gesamte Verbrennungskomplex.

Die ENTSORGUNGSBETRIEBE SIM-WIERING haben im Februar 1989 mit den Vorbereitungen zum Einbau von Aktivkohlefiltern zur Abscheidung von Dioxin begonnen. Einige Zahlen sollen veranschaulichen, mit welchen Problemen man hier konfrontiert ist. Die Dioxin-Filter müssen pro Stunde rund 300.000 m3 Gas reinigen. Vorgeschrieben ist durch das neue österreichische Luftreinhaltegesetz ein Grenzwert von 0,1 ng/m3 (0,1 Nanogramm pro Kubikmeter), das ist ein Zehnmilliardstel Gramm. Diese Menge entspricht einem Gramm pro 10 Kubikkilometern. Daraus geben sich die gewaltigen Dimensionen der Anlage. Der Dioxin-Filter wird etwa 1.000 m2 Grundfläche benötigen und rund 30 m hoch sein. In dieser Kubatur ließe sich ohne weiteres ein zehnstöckiges Haus mit 150 Wohnungen unterbringen.

International haben die ENTSORGUNGSBETRIEBE SIMMERING keinen Vergleich zu scheuen. In den meisten Industriestaaten Europas gibt es derzeit keine verbindlichen Grenzwerte für Dioxine und Furane, in Skandinavien will man sich mit Grenzwerten begnügen, die um das Zehnfache über den österreichischen Werten liegen.

Die ENTSORGUNGSBETRIEBE SIMMERING sind ein Entsorgungsverbund für Abwasser, Klärschlamm

und Sonderabfall. Bei der Verbrennung des Sonderabfalls und des Klärschlamms fällt als „Nebenprodukt“ neben der Stromerzeugung Fernwärme ab; und dies in einer Menge, daß man damit eine Stadt von der Größe St. Pöltens versorgen könnte. Diese Fernwärme wird in das Netz der Heizbetriebe Wien eingespeist.

Die Strategie der Verbrennung in den EBS hat zum Ziel, den Energie-Inhalt von Klärschlamm und Sonderabfall möglichst vollständig zu nutzen, wozu jedoch sehr komplexe Prozeßführungen notwendig sind, um nicht durch die Verbrennung selbst neue Umweltprobleme zu schaffen. Es wird darum sehr darauf geachtet, nur solche Stoffkombinationen einzustellen, die eine möglichst geringe Gasbelastung ergeben.

Es ist ein Anliegen der ENTSORGUNGSBETRIEBE SIMMERING, sich bestmöglicher Verfahren zu bedienen. Anlagen wie jene der EBS sind jedoch nicht technischer Standard und können immer nur den Bedürfnissen angepaßt konstruiert und gebaut werden.

Dies führt dazu, daß die EBS selbst einen wesentlichen Beitrag bei der Konstuktion von Anlagen und bei der Ereuerung bestehender Anlagen zu leisten haben. Nur der Betreiber kann

eines Rund-um-die-Uhr-Betriebes beurteilen und auf die spezifischen Erfordernisse eingehen. Die solcherart erworbenen Spezialkenntnisse der EBS haben dazu geführt, daß das Unternehmen zu einem international gesuchten Gesprächspartner geworden ist.

So findet etwa das System der Schlammentwässerung mittels Zentrifugen international viel Beachtung -und auch Nachahmung. Die ENT--SORGUNGSBETRIEBE SIMMERING übernehmen täglich aus der Wiener Hauptkläranlage zwischen 3.000 und 4.000 m3 Schlamm, der einen Trockensubstanzgehalt von durchschnittlich 5,7 % aufweist. Durch die verbesserten Zentrifugen gelingt es nun, den Schlamm so weit zu entwässern, daß der Trockensubstanzgehalt auf über 37 % steigt. Bei dieser Konzentration verbrennt der Schlamm selbstgängig, also ohne zusätzliche

die betrieblichen Notwendigkeiten Stützfeuerung mit Heizöl. Dadurch ergaben sich jährliche Einsparungen von etwa 15 bis 20 Millionen Schilling. Durch eine Konstruktionsändung wird man den Einsatz von Primärenergie auch bei der Luftvorwärmung der Wirbelschichtöfen vermeiden.Dieneue Verfahrensverbesserung ist bereits beauftragt, die Fertigstellung des Projekts ist für Ende dieses Jahres vorgesehen.

Die Umwelttechnologie macht - zum Glück - bedeutende Fortschritte, die natürlich auch beim Ausbau undobei der Verbesserung der Anlagen der ENTSORGNUNGSBETRIEBE SIMMERING berücksichtigt werden müssen. Damit beantwortet sich die Frage von selbst, wann denn die EBS endlich fertig sein würden: Nie! Ein Stillstand käme schon einem Rückschritt gleich. Information der

Entsorgnungsbetriebe Simmering

Dioxin in der Milch

Eine kürzlich veröffentlichte Studie über den Dioxin- und Furangehalt heimischer Milch zeigt besorgniserregende Ergebnisse. An 25 über das gesamte Bundesgebiet verteilten Stellen erhob diese im Auftrag des Bundeskanzleramtes durchgeführte Studie die Belastung von Milchproben.

Als zumutbare Belastung für den menschlichen Organismus wird die tägliche Aufnahme dieser besonders giftigen Stoffe - sie wirken erbgutschädigend und krebserregend - in der unfaßbar geringen Menge von nur einem Billionstel

Gramm (ein Pikogramm) pro Kilo Körpergewicht angesehen. Wer 60 Kilo wiegt, sollte täglich also nicht mehr als 60 Pikogramm Dioxin über Nahrung und Atmung zu sich nehmen.Nun ergaben aber die erwähnten Milchproben, daß mancherorts die Werte pro Liter ganz enorm über diesem Richtwert lagen: In Kufstein sogar bei 342, in Wimpassing 250 oder in Steyregg 184. Von den 25 Proben waren überhaupt nur fünf gänzlich belastungsfrei. 16 hingegen wiesen Werte von über 60 Pikogramm je Liter Milch auf.

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