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EG-Aufklärung: Emotion und Angst
In den Medien werden die Chancen, daß die Österreicher bei der für den endgültigen Beitritt notwendigen Volksabstimmung „Ja" zur EG sagen, offertsichtlich sehr unterschiedlich eingestuft:
Während Werner Stanzl in einem am Samstag im „Standard" erschienenen Kommentar schon im Titel meinte, „die EG-Abstimmung ist gelaufen", meldete Georg Wailand am gleichen Tag in der „Kronen Zeitung" Zweifel daran an, daß dies so sei (siehe Seite 8).
Meiner Meinung nach völlig zu recht. Die um die EG-Mitgliedschaft bemühten Politiker sollten sich weder vom Zustandekommen des EWR, noch von der geringen Beteiligung am Anti-EWR-Volksbegehren der Grünen, und schon gar nicht von der - positiven -Thematisierung im Präsidentschaftswahlkampf blenden lassen.
Warum sollten die Österreicher, so Werner Stanzl im oben zitierten Kommentar, nach einigen Jahren EWR, der unsere Hoheitsrechte empfindlich einschränkt, dagegen sein, wenn sie als EG-Mitglied in Brüssel wenigstens auch ein bißchen mitgestalten können?
Auf dieser rationalen Ebene spielt sich halt leider - zumindest jetzt noch - nicht die Diskussion in der Bevölkerung ab. Da die österreichische Regierung - aber nicht nur sie - viel zu lange eine umfassende, zielgruppengerechte Information über die EG verabsäumt hat, fiel die Greuelpropaganda der EG-Gegner auf fruchtbaren Boden.
Ich stelle immer mit Verwunderung fest, daß auch intelligente, hochgebildete Personen diese bewußt ausgestreuten Halbinformationen nachplappern. Weil nach einigen Durchgängen keiner mehr die Quelle dieser „Information" weiß, spielt es für die Glaubwürdigkeit keine Rolle, daß der Ursprung erkennbar dubios ist.
Da es bei diesen „soft facts" sehr stark um Umwelt und Gesundheit geht, sind, nach meinen Beobachtungen, in erster Linie die für diese Aspekte sensibleren Frauen verunsichert. Sie fürchten sich vor bestrählten Lebensmitteln, zusätzlichem Straßenverkehr, wenn dänische Butter nicht nur, wie aus dem Urlaub gewohnt, in Griechenland, sondern auch in Österreich verkauft wird, und höheren Grenzwerten für die zumutbare Ozonbelastung.
Die derzeit geleistete Aufklärungsarbeit greift herzlich wenig, da sich die Verunsicherung auf emotionaler Ebene abspielt. Wer sich vor Ozon fürchtet, dem ist -verständlicherweise - nicht mit Zahlen über die Außenhandelsverflechtungen beizukommen.
Und die immer wieder groß herausgestellte Freizügigkeit der EG bei der Wahl des Arbeitsplatzes gibt dem Österreicher meist wenig:
Er will ohnehin nicht im Ausland arbeiten, sondern vor seiner Haustür - und das geschützt auf Lebenszeit.
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