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EG-Ideologien
Die Diskussion über einen möglichen Beitritt Österreichs zu den Europäischen Gemeinschaften (EG) gerät zusehends in ideologisches Fahrwasser. Das ist bedauerlich und macht rechtzeitiges Gegensteuern notwendig. Deshalb ist festzuhalten, was eine mögliche EG-Mitgliedschaft nicht bedeuten kann.
Die EG ist kein Ersatz für ein größeres .Jieich“, von dem nicht einmal mehr unverbesserlich Gestrige träumen. Die da und dort auftauchende, Unterstellung, der Wunsch nach EG-Mitgliedschaft entspringe einem noch immer nicht überwundenen ,JLnschluß“-Traum, ist in mehrfacher Hinsicht dumm — auch in wirtschaftlicher.
Schon heute ist Österreichs Außenwirtschaft eng mit derjenigen der Bundesrepublik verflochten. Niemand wird ernstlich behaupten wollen, daß wir damit politisch von Deutschland abhängig geworden wären. Ein Hineinwachsen Österreichs in den europäischen Binnenmarkt würde unsere Wirtschaftsströme sogar noch gleichmäßiger als bisher verteilen — so wie Irlands Handelsstrom nach Großbritannien nach dem irischen EG-Beitritt schwächer, nicht stärker geworden ist.
Der Wunsch nach Einbindung Österreichs in die EG entspringt auch nicht einem Wiederaufleben der Uberzeugung nach dem Ersten Weltkrieg, Österreich sei wirtschaftlich nicht lebensfähig. Das sollten freilich auch die Politiker deutlicher \ aussprechen: Falls aus der Vollmitgliedschaft nichts wird, geht Österreich nicht unter!
Wir müssen und wir werden uns den Vereinheitlichung stendenzen eines gemeinsamen europäischen Marktes auch ohne EG-Mitgliedschaft anpassen. Es ist nur sinnvoller, bei der Festlegung der Regeln aktiv mitzuwirken. Mehr Abhängigkeit entsteht, wenn wir ohne eigene Gestaltungsmöglichkeit vorauseilend oder nachvollziehend das tun, was die EG tut. Getan werden muß es.
Schließlich sollte aber allmählich auch klar werden, daß sich das EG-Thema nicht als Exerzierfeld für parteipolitische Profilie-rungsgelüste eignet. Erreichen werden wir etwas nur, wenn die gesamte österreichische Bundesregierung gemeinsam an einem Strick zieht.
Der immer wieder erkennbar werdende Versuch, die ÖVP als ,J£uropa-Partei“ in den Vordergrund zu drängen, erzeugt beim Koalitionspartner unvermeidliche Gegenreaktionen, die der gemeinsamen Sache nur schaden können. „Österreich zuerst“ soll da ruhig die Parole der Volkspartei bleiben.
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