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EG-SKEPTISCHE JUGEND?

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An manchen Schulen Österreichs sind nur 19 Prozent der Schüler für einen EG-Beitritt Österreichs, 47 Prozent aber dagegen. Das Wissen über mögliche Auswirkungen eines EG-Beitrittes auf die beruflichen Chancen der Schüler ist gering. Das sollen Umfragen ergeben haben, auf die sich jüngst Helmut Skala, Vorsitzender der Bundessektion der Lehrer an berufsbildenden mittleren und höheren Schulen in der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst, berief.

Die Lehrervertreter orten eine gewisse Verunsicherung bei 100.000 Schülern berufsbildender höherer Schulen (BHS) und deren etwa 20.000 Lehrern, weil die Bundesregierung einerseits noch nicht klargestellt habe, daß eine EG-Richtlinie von 1992 die Anerkennung der an BHS erlangten .Qualifikation als „postsekundärer Bildungszweig" ermögliche, anderseits aber die Einrichtung von Fachhochschulen vorantreibe. Das Problem: Während üblicherweise die „postsekundäre Bildung" erst nach der Matura beginnt, wird an Österreichs BHS (die bekanntlich ein Jahr länger dauern und pro Schuljahr etwa 20 Prozent mehr Schulstunden als der AHS-Stun-denplan aufweisen) schon einiges „Postsekundäre" vor der Reifeprüfung vermittelt.

De facto sind laut Helmut Skala etwa Österreichs Absolventen einer Höheren Technischen Lehranstalt (HTL) - die nach drei Praxisjahren auch Anspruch auf den Ingenieur-Titel erheben können -Absolventen deutscher Fachhochschulen durchaus ebenbürtig: 60.000österreichische HTL-Absolventen sind in der Bundesrepublik Deutschland beschäftigt, davon 8.000 bei der Firma Siemens. Die Gewerkschafter fordern, daß die als Entlastung der Universitäten wichtige Errichtung von Fachhochschulen nicht auf dem Rücken der BHS und ihrer Absolventen ausgetragen wird.

Das ist nur ein Beispiel dafür, wie stark bereits der Schatten Europas auf Österreichs Bildungssystem fällt. Ein anderes wäre die Frage der Integration Behinderter in das Regelschulwesen. Während in einzelnen EG-Ländern sehr hohe Integrationsraten bestehen (Italien 100 Prozent, Dänemark 85,3, Portugal 78,9, Spanien 60,5), lagen 1991 Irland, Griechenland und die Bundesrepublik Deutschland noch bei Null! Mit 22 Prozent Integration liegt Österreich noch hinter dem EG-Schnitt von 25,5 Prozent, nähert sich aber auch hier der Europareife.

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